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Trost und Kraft

„Also, so langsam reicht es mal!“ In den letzten Tagen ertappe ich mich immer öfter bei diesem Gedanken. Und zwar immer dann, wenn ich die Nachrichten sehe oder höre.

Keine Frage: Es gab schon ruhigere und angenehmere Zeiten: Erdbeben in der Türkei, Terror in Frankreich, Terror in Wien, drohende Verfassungskrise in den USA…. Und als ob das noch nicht genug wäre, gibt es da natürlich noch Corona und seit Montag einen weiteren Lockdown bei uns. Erstmal für vier Wochen, aber niemand kann sagen, was danach kommt. Und dieses „danach“ – das meint natürlich auch Weihnachten. DAS Familienfest im Jahr. Ob es das dieses Jahr auch sein wird, sein kann – wer weiß?

Aber Weihnachten ist ein gutes Stichwort. Gerade jetzt. Ob mit oder ohne Familie: Es ist das Fest, an dem Gott in diese Welt kommt. Und zwar nicht als großer, mächtiger Herrscher, sondern als kleines, wehrloses Kind. Nicht in einem Palast, sondern in einem dunklen, kalten, stinkenden Stall.

Das heißt: Gott weiß, wie es sich anfühlt, wenn man Angst hat, wenn es dunkel ist, wenn es schwer wird. Und das heißt auch: Es gibt eine Verbindung zwischen Gott und dieser Welt. Da ist jemand, der über uns wacht und es gut mit uns meint. Auch, wenn wir das manchmal nur schwer oder gar nicht glauben können. Diese Welt ist nicht sich selbst und damit dem Chaos überlassen. Auch nicht dann, wenn wir das Gefühl haben, dass uns alles Zuviel wird.

Der vielleicht größte Theologe des letzten Jahrhunderts, Karl Barth, hat diese Gewissheit 1968 so ausgedrückt. Zur Erinnerung, 1968 – das war auch ein Jahr großer Krisen: Niederschlagung des Prager Frühlings, blutige Studentenunruhen und Arbeiterkämpfe, Aufrüsten der Weltmächte und tödliche Attentate auf Martin Luther King, Robert Kennedy und Rudi Dutschke.

Am Ende dieses Jahres hat Karl Barth in einem Telefonat mit einem Freund gesagt:

„Ja, die Welt ist dunkel. Nur ja die Ohren nicht hängen lassen! Nie! Denn es wird regiert, nicht nur in Moskau oder in Washington oder in Peking, aber ganz von oben, vom Himmel her. Gott sitzt im Regimente. Darum fürchte ich mich nicht. Bleiben wir doch zuversichtlich auch in dunkelsten Augenblicken! Lassen wir die Hoffnung nicht sinken, die Hoffnung für alle Menschen, für die ganze Völkerwelt! Gott lässt uns nicht fallen, keinen einzigen von uns und uns alle miteinander nicht! Es wird regiert!”

Kommen Sie gut durch die nächsten Wochen!

Sie können das Video zum Beitrag unter der folgende Adresse anschauen:

https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=94801