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Treueeid

Pfarrer, wie ich, tun es. Beamte sowieso. Aber auch manchen Angestellten wird es abverlangt: nämlich, einen Treueeid abzulegen. Also das Versprechen, sich nie gegen die Unternehmenspolitik zu stellen.

Aber natürlich ist klar: Nicht jeder Beamtin gefällt jedes Gesetz. Auch mir gefällt nicht jede Entscheidung meiner Kirche. Und nicht jede Angestellte ist von dem Produkt voll und ganz überzeugt, das sie verkaufen muss. Das alles kann zu Konflikten führen.

Der Grund dafür liegt in einem seltsamen Verständnis von Treue. Treue ist etwas, das zwischen zwei Partnern entsteht. Treue passiert in Beziehungen. Wenn eine Beziehung intakt ist, dann kann sie es aushalten, wenn einer sagt: »So wie du das machst, finde ich das nicht gut.«

Genau so ist die Treue, von der die Bibel redet. Ganz ungeschminkt heißt es da: »Gott ist treu.« Und in vielen Geschichten wird erzählt, wie Gott sagt: »So, wie du das machst, finde ich das nicht gut.« Und gleichzeitig ist das kein Beziehungskiller. Gott bleibt treu, auch wenn er nicht von allem begeistert ist.

Und umgekehrt gibt es auch Menschen, die zu Gott sagen können: »So wie du das machst, finde ich das nicht gut.« Abraham und Hiob, zum Beispiel.

Treue ist keine Einbahnstraße und keine Anordnung von oben herab. Treue braucht Augenhöhe, ein ehrliches Wort zur rechten Zeit. Eine Beziehung, die das aushält, basiert auf Treue. Es braucht kein Versprechen, keinen Vertrag, nur einen Moment der Ehrlichkeit und dann kann meinen Gott und mich nichts trennen.