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Treiben lassen

Immer weiter vorwärts, das Ziel vor Augen. Nicht zurückschauen, nicht zurückgehen, nicht zurückfallen. So lebt man das Leben richtig, dachte ich bis jetzt immer. Schule, Ausbildung, Studium, Job, Hochzeit, Haus. Immer weiter, geradlinig bis zum Ziel. Das hat für mich immer funktioniert, solange ich wusste, was mein Ziel ist und wie ich dort ankomme.

Und dann hatte ich zum ersten Mal kein konkretes Ziel. Ich hatte Angst vor diesem Moment. Angst davor, einen Weg zu gehen, ohne genau zu wissen, wo das „Nach-Vorne“ eigentlich ist. Angst vor dem Gefühl, auf der Strecke zu bleiben.

Stattdessen aber kam ein ganz anderes Gefühl: Das Gefühl, nicht mehr geradeaus gehen zu müssen. Zurückzuschauen auf meine bisherigen Entscheidungen und Erfahrungen. Mir zu erlauben, ein, zwei Schritte zurückzugehen, um neu zu entdecken, was das Leben sonst so bietet – außer dem Abarbeiten einer großen Lebens-Checkliste. Mich zurückfallen zu lassen, um an einer Wegkreuzung einen anderen Weg auszuprobieren als den, den ich in der Vergangenheit gewählt habe. Es ist kein Angekommen-Sein, aber ein Treiben-lassen. Ich weiß, das nächste Ziel wartet schon irgendwo auf mich. Aber auf dem Weg dorthin werde ich versuchen, nach rechts und links zu schauen, stehen zu bleiben oder auch mal zurückzugehen, wenn es etwas zu entdecken gibt.