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Transhumanismus

Peter hat eine unheilbare Muskelkrankheit. Mit 3 Jahren hat er das Gehen und Stehen wieder verlernt, seine Wirbelsäule ist verkrümmt, er braucht einen Rollstuhl. Er bekommt Physiotherapie und Reha. Seine Lebenserwartung beträgt weniger als zehn Jahre. Das wissen die Eltern. Sie kennen auch den unaussprechlichen Namen der Krankheit. Ihr größtes Glück wäre eine Therapie, die ihr Kind gesund macht. Dazu müsste man aber in die Zellkerne eingreifen, denn Peters Krankheit ist eine Erbkrankheit. Sie stellt die Medizin vor die größten Herausforderungen. Dank intensiver Forschung weiß man inzwischen einiges, vielleicht wird es in zwanzig Jahren wirksame Verfahren geben. Für Peter wird es dann zu spät sein, anderen wird man helfen können. Die Menschheit von solchen Leiden zu befreien, ist eine lohnende Aufgabe. Zu Recht winkt dafür höchste  Anerkennung.

Aber die entsprechende Forschung hat auch eine Kehrseite. Wenn man in das menschliche Erbgut eingreifen kann, wer garantiert, dass dieses Wissen nicht missbraucht wird?  Um zum Beispiel Designerbabies zu produzieren: superintelligent, kerngesund, Laufsteg – geeignet? Angepasst an elterliche Erwartungen oder an die Interessen von Wirtschaft und Gesellschaft? Klar: Statt 60 Jahre würden die meisten von uns – wenn sie gesund bleiben  – lieber 100 werden oder sogar noch älter. Aber welchen Preis sind wir bereit, dafür zu zahlen? Bisher hat uns die Natur Grenzen gesetzt. Künftig müssen wir uns wahrscheinlich selbst Grenzen setzen. Nur wo? Gibt es Maßstäbe dafür?

In einem Psalm in der Bibel heißt es: „Sie gehen daher und machen sich viel vergebliche Unruhe. Wessen soll ich mich trösten? Ich hoffe auf dich, Gott, errette mich.“ Der Autor dieser Verse war sich seiner Grenzen bewusst. Ihm war klar, dass die einzige Hoffnung, die trägt, nicht in einer Verschiebung der Lebensgrenzen besteht, sondern in einem letzten Vertrauen auf Gott.

Dieses Vertrauen wünsche ich auch Peter, seinen Eltern und uns allen.