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Träumeschräumeland

„Viel Spaß im Träumeschäumeland“ wünschte mir Jasmin am Ende. Oder war‘s Schäumeträumeland? Egal.

Ich hatte mir im Internet ein ökologisch nachhaltiges Hygieneprodukt bestellt, das im Einzelhandel nicht zu kriegen ist. Irgendetwas zwischen Duschgel und Seife, das ohne Verpackung auskommt. Auf Reisen kann man’s in eine Box packen, die aus landwirtschaftlichen Abfallprodukten gemacht ist und natürlich biologisch abbaubar. Den Namen des Produktes sage ich jetzt nicht. Nennen wir’s einfach mal „Schaumstück“.

Bei der Bestellung hatte ich wohl meine Adresse nicht richtig angegeben. Jedenfalls schrieb mir Jasmin: Hi, Karl-Martin, Mega, dass du dich für unser Schaumstück entschieden hast. Leider ist mit deiner Adresse etwas schiefgelaufen; usw.

Wahrscheinlich hätte ich nun antworten sollen: Hi, Jasmin, oops, da ist mir wohl ein Fehlerchen unterlaufen. Mega, dass du nachfragst.

Stattdessen hab ich geschrieben: Sehr geehrte Damen und Herren, vielen Dank für Ihre freundliche Rückfrage. Meine Adresse lautet. Usw. Mit freundlichen Grüßen, Vornamen, Nachnamen.

Ein wenig war ich schon in Sorge, Jasmin mit meiner Förmlichkeit verletzt zu haben. Aber ich konnte nicht anders. Es nervt mich, in der Werbung und der Internet-Warenwelt zunehmend angeduzt zu werden. Ist diese Distanzlosigkeit wirklich alles, was übrig geblieben ist, von der tief in der christlichen Tradition verwurzelten Hoffnung: Alle Menschen werden Brüder?

Dass alle Menschen Geschwister werden, also gleiche Würde und Rechte haben, braucht Respekt. Und ich bin nicht sicher, dass dieses distanzlose Anduzen, Ausdruck von Respekt ist. Aber wahrscheinlich bin ich ja einfach nur zu alt.

Jasmin war dann übrigens zum Glück doch nicht verletzt. Sie antwortete prompt: Hi, Karl-Martin. Mega!!! Dann kann sich unser Schaumstück ja gleich auf den Weg zu dir machen. Viel Spaß im Träumeschäumeland.

Oder war’s Schäumeträumeland? Egal.