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Töte nicht

Es gibt auf der Welt ein paar Regeln, die fast universelle Geltung haben. Eine davon steht in den Zehn Geboten:

Du sollst nicht töten.

Im ursprünglichen Text steht da aber: Morde nicht.

Ein interessanter Unterschied. „Nicht morden“ ist spezifischer als „Nicht töten“.

In unserem Rechtssystem wird unterschieden zwischen Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung.

Das richtig einzustufen, ist äußerst kompliziert.

Ganz grob dargestellt: Der Tatbestand des Mordes weist bestimmte Merkmale auf: zum Beispiel Habgier, Heimtücke, Mordlust, niedrige Beweggründe, Grausamkeit.

Wenn all diese Punkte nicht vorliegen, handelt es sich um Totschlag.

Auch die Vorsätzlichkeit ist kein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Ein Mord kann auch im Affekt geschehen, Totschlag auch mit Vorsatz…

Wie gesagt: Die Unterscheidung ist oft schwierig. Und es gibt immense Unterschiede beim Strafmaß.

In Zeiten des Alten Testaments gilt nur das Gebot: Morde nicht. Sanktioniert werden also lediglich Taten, die aus Heimtücke, Bosheit oder Gier begangen werden. Notwehr oder Vergeltungsakte fallen nicht darunter.

Die Welt ändert sich. Und zu unseren zivilisatorischen Errungenschaften gehört, dass immer ein Straftatbestand vorliegt, wenn ein Mensch durch die Hand eines anderen stirbt.

Es ist also gut, dass wir in den zehn Geboten sagen: Du sollst nicht töten.

Denn wer wissentlich und willentlich einem andern das Leben nimmt, soll sich dafür verantworten.