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Tiere quälen, weil’s billiger ist

Die Naturschutzfreunde haben letzte Woche einen Erfolg verbucht:
Der Hambacher Forst wird bis auf weiteres doch nicht gerodet. Das
war vielleicht nur ein Etappensieg – ab 2020 wird’s dann eventuell
doch wieder möglich – aber immerhin! Dagegen mussten die
Tierschützer eine Niederlage einstecken: Männliche Ferkel sollen
zwei weitere Jahre ohne Betäubung kastriert werden dürfen. Jedenfalls
sieht das ein Gesetzentwurf der Regierung vor.

Fünf Jahre hatte die die Fleischindustrie bereits Zeit, eine akzeptable
Alternative zu entwickeln. Sie hat diese Zeit nicht genutzt. Ihr
Gegenargument lautet – heute wie vor fünf Jahren: Eine Kastration
mit Betäubung würde das Fleisch zu teuer machen, und das würde auf
Kosten der Wettbewerbsfähigkeit gehen.

Ich weiß, dass das nicht die einzige Tierquälerei ist, die mit dem
Wettbewerb gerechtfertigt wird. Die ganze Massentierhaltung mit all
ihren Grausamkeiten basiert auf dem gleichen Prinzip. Das heißt:
Letztlich wird unser Verhalten als Kunden angeführt, um Tierquälerei
zu rechtfertigen. Weil wir so billig wie möglich Fleisch essen wollen,
müssen Tiere gequält werden. Ob das stimmt oder nicht, sei
dahingestellt. Die Frage an uns aber ist, ob wir uns für eine solche
Argumentation missbrauchen lassen wollen. Ob wir wirklich nur
möglichst billig essen wollen.

Unsere Kaufkraft ist Macht. Bis akzeptable Alternativen entwickelt
sind, könnten wir auf dieses Fleisch getrost verzichten. Dann würde
die Fleischindustrie sehen, wie es um ihre Wettbewerbsfähigkeit
wirklich bestellt ist.

Die Bibel lehnt übrigens den Verzehr von Fleisch nicht grundsätzlich
ab; aber die Bibel erteilt auch keinen Freibrief zur Tierquälerei aus
wirtschaftlichen Gründen. Die Schöpfung dient keineswegs nur dem
Menschen und seinen Interessen. An einer Stelle in der Bibel heißt es:
„Die Menschen sollen sehen, dass sie selber sind wie die Tiere. Sie
haben alle denselben Atem, und der Mensch hat den Tieren nichts
voraus“ [Prediger 3, 18f]. Dazu passt, was der Heilige Franz von
Assisi über Tiere gesagt hat. Er hat sie sogar seine „Brüder und
Schwestern“ genannt!