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Taufe

Schon von weitem hört man die Lieder und Jubelrufe. Aus der ganzen Welt kommen Menschen hierher an den Jordan, um sich taufen zu lassen. Mit einer Gruppe Soldaten des Deutschen Einsatzkontingentes in Jordanien stehe ich an der Taufstelle Jesu. Die liegt tatsächlich auf jordanischer Seite. Getauft aber wird meistens auf der anderen Seite, in Israel, keine 20 Meter entfernt. Wir stehen und schauen und sind fasziniert von dem Treiben am anderen Ufer. Obwohl, fasziniert trifft es nicht wirklich. Ich bin berührt. Den Menschen, die sich da taufen lassen, ist anzumerken, dass etwas Entscheidendes in ihrem Leben geschieht. Ohne Frage, da ereignet sich Neues Leben. Eine Lebenswende. In alten Taufkirchen wird das anschaulich. Man steigt auf der einen Seite in das Taufbecken hinein, die Sünde wird abgewaschen, und als ein neuer Mensch, der der Sünde abgeschworen hat, steigt man auf der anderen Seite wieder herauf aus dem Taufbad. Darüber rede ich mit den Soldaten. „Na ja“, sagt einer, „das mit der Sündlosigkeit hat bei mir jedenfalls nicht so richtig geklappt.“ Alle lachen und dann fragt ein anderer: „Warum hat sich eigentlich Jesus taufen lassen? Der war doch ohne Sünde.“ „Das hat Johannes der Täufer auch gefragt“, sage ich. „Sich und Jesus. Und der hat geantwortet: Es soll so sein, damit wir die Gerechtigkeit Gottes erfüllen. Ich verstehe das so. Vor Gott zählt nicht, ob wir viel oder wenig vorzubringen haben. Er schaut uns so an, als könnten wir ihm gerecht werden. Aus Gnade. Weil er uns liebt. Wir sind bedingungslos angenommen. Dafür steht die Taufe.“ Den Menschen am anderen Ufer sieht man an, dass sie das angenommen haben. Man hört ihre Lieder und Jubelrufe.