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Tag des Frühgeborenen

Heute ist internationaler Tag des Frühgeborenen.

Heute muss ich ganz besonders an euch denken. An eure kleine Familie, die ich als Hebamme so lange begleiten durfte. Ich denke an euer Kind, das so unglaublich gekämpft hat. Und auch an euch, die ihr bis heute kämpfen müsst.

Keine 40 Wochen Schwangerschaft. Das Kinderzimmer noch nicht aufgebaut. Keine Babyparty. Keine natürliche Geburt, wie ihr es euch gewünscht hättet. Kein erster Schrei. Kein Kuscheln direkt nach der Geburt. Kein Familienfoto im Kreißsaal.

Plötzlich Leere, Sorgen, Ängste. Ein Leben als Begleitpersonen im Krankenhaus. Die Tage verfliegen, aber die Zeit scheint nicht zu vergehen. Alle unterstützen euch, aber ihr fühlt euch trotzdem allein hier auf dem Klappstuhl neben dem Wärmebettchen. Alle sind fürsorglich und liebevoll, aber ihr seht ihre sorgenvollen Blicke, wenn sie sagen, dass es noch ein langer Weg ist.

Ihr fragt euch, ob überhaupt jemand verstehen kann, wie ihr euch gerade fühlt.

Und dann seht ihr euer Kind an. Das winzig kleine, wunderschöne Kind mit den riesigen Augen. Und ihr wisst, wofür ihr kämpft.

Das erste Mal Kuscheln auf der Kinderintensivstation. Die erste Nacht ohne Atemunterstützung. Das erste Stillen. Das erste Mal Baden. Das erste Lächeln. Und endlich: Die erste Nacht zuhause. Es wird von hier an noch viele weitere erste Male geben.

Heute geht es euch von außen betrachtet gut und darum seid ihr unendlich dankbar.

Aber niemand kann euch die verpassten Momente zurückgeben oder alle Sorgen ungeschehen machen. Diese Wunde wird noch lange brauchen, um zu heilen.

Ich glaube nicht, dass ich wirklich nachempfinden kann, wie ihr euch gefühlt habt. Aber ich sehe euch und viele andere Familien, die sich ihren Weg nach Hause erkämpfen.