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Tag der Zivilcourage

Ein kleiner Moment kann entscheiden – davon erzählt mir ein junger Mann, Er war unterwegs in der Saarbahn. Mit ihm fahren drei junge Erwachsene, die sich gegenseitig mit ihren abfälligen Bemerkungen über einen dunkelhäutigen Mann hochschaukeln: Was hat der hier zu suchen? Der gehört nach Afrika zurück geschickt… Als der Mann aussteigen will, stellen sie sich ihm in den Weg. Die anderen Fahrgäste: schauen demonstrativ in die andere Richtung – betretenes Schweigen.

Auch der junge Mann ringt mit sich, ihm bleibt nicht mehr viel Zeit, denn an der nächsten Haltestelle muss er aussteigen. Jetzt ist der Moment, etwas zu den drei Randalieren zu sagen. –  Aber er traut sich nicht. Ist selbst ein Teil derer, die wegschauen, obwohl er es nicht möchte. Es ist so ungerecht und infam, was sich diese drei einem wehrlosen Mann gegenüber herausnehmen. Aber es ist auch verstörend und beschämend, dass ihm niemand hilft. Schließlich sind die übrigen Fahrgäste in der Mehrheit. Er ringt mit sich, da kommt seine Haltestelle und er steigt aus, ohne etwas gesagt zu haben.

Er hat diesen Moment nicht vergessen. Diesen Augenblick, in dem er gespürt hat, er will helfen und einschreiten – und hat es doch nicht geschafft. Im Nachgang fragt er sich, was wäre denn passiert? Vielleicht hätten ihn die drei auch runtergemacht, aber vielleicht wäre es ihm gelungen, die übrigen Fahrgäste mit seinem Beispiel zu ermutigen, sich ebenfalls einzusetzen. Deshalb, so sagt er mir zum Schluss, hat ihn der verpasste Moment bestärkt: Ein nächsten Mal wird er nicht mehr zu einem solchen Übergriff schweigen. Denn: Wenn nicht ich, wer dann?