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Tag der Befreiung

Heute vor 72 Jahren war der Zweite Weltkrieg offiziell beendet. Deutschland hatte bedingungslos kapituliert, die Niederlage war besiegelt. Niederlage? Spätestens seit der berühmten Rede des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizäcker  reden wir nicht mehr von einer Niederlage, sondern vom Tag der Befreiung. Am 8. Mai 1945 wurden Deutschland und die Völker Europas von der Tyrannei und dem Terror der Nazis befreit. Gott sei Dank.

Es hatte lange gedauert, bis wir Deutschen so weit waren, die militärische Niederlage als Befreiung zu verstehen. Wer sagt: „Gut, dass wir verloren haben“, der gibt damit gleichzeitig auch zu: „Ja, wir haben uns schuldig gemacht.“

Die Evangelischen Kirchen haben direkt nach dem Krieg, nicht zuletzt auf Druck der ausländischen Partnerkirchen, ein Schuldbekenntnis abgelegt: “… wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben“, heißt es darin. Viele haben das nicht verstanden. Aber das Bekenntnis der Schuld hat sich als segensreich erwiesen. Nur so konnte die Zukunft gewonnen werden. Buße macht frei.

Dass wir Deutschen gelernt haben, unsere historische Schuld zu bekennen, ist ein wesentlicher Grund dafür, dass Deutschland heute ein lebenswertes, weltoffenes und erfolgreiches Land ist.

Damit das so bleibt, sollten wir nicht auf die hören, die eine „veränderte Erinnerungskultur“ fordern. Die sind noch ganz gefangen von der Vergangenheit. Die Zukunft gewinnen wir mit denen nicht.