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Tag der Befreiung

„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts, leben muss man es vorwärts“. Das hat der dänische Philosoph und Theologe Sören Kierkegaard mal gesagt. Knapp 200 Jahre ist das her. Und gerade heute wird mal wieder deutlich, was damit gemeint sein kann.

Reims, in der Nacht vom 6. auf den 7. Mai 1945: Der deutsche Generaloberst Alfred Jodl unterzeichnet die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht im Hauptquartier der Alliierten. Am achten  Mai um 23:01 sind daraufhin alle Kampfhandlungen eingestellt worden. Das war vor 75 Jahren. Heute gilt der achte Mai als Tag der Befreiung.  Ein Grund zum Feiern, auch wenn vielen Menschen vor 75 Jahren sicherlich nicht danach zumute war. Zu groß war die Ungewissheit. Wie würde es jetzt weitergehen? Was würden die Sieger mit ihnen und dem Land machen?
Aber spätestens in der Rückschau wird klar: Der 8. Mai hat die Menschen befreit. Befreit  von der Herrschaft der Nazis, befreit vom Völkermord und befreit  von den Grauen des Krieges.

Morgen wird auf vielerlei Weise daran erinnert werden. In Zeiten von Corona zwar wohl ausschließlich digital, aber egal: Wichtig ist, dass dieser Tag überhaupt entsprechend begangen und gefeiert. Dass man sich erinnert und erinnern lässt an das, was damals geschehen ist.

„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts“. Das heißt für mich: Es ist wichtig, sich an Vergangenes zu erinnern. Auch und gerade an solche Tage wie den 08. Mai. Den Tag der Befreiung. Nicht, um einfach nur darauf zurückzublicken oder um sein Geschichtswissen zu erhalten oder hier und da wieder auszubauen.

Es geht darum, das  was in der Vergangenheit geschehen ist, richtig zu verstehen und einzuordnen.  Mit einem gewissem Abstand und dem Wissen und der Erfahrung, die man in der Zwischenzeit hoffentlich gewonnen hat. Wenn das gelingt, dann ist es auch möglich, die Bedeutung des Geschehenen für die Gegenwart und die Zukunft zu begreifen und Lehren zu ziehen.

„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts.“ Nur mithilfe der Erinnerung hat man die Chance, beides zumindest halbwegs in Einklang zu bringen: Das, was ich in der Rückschau vom Leben verstehe, und die Herausforderungen, die es mit sich bringt, das Leben vorwärts zu leben.

Ich wünsche Ihnen einen schönen 08. Mai!