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Stürmisch

Heftiger Gegenwind bläst mir ins Gesicht. Der Regen kommt von der Seite und die Tropfen treffen mich wie Nadelstiche. Ich bin mit dem Fahrrad unterwegs.  Und ich muss gegen den Wind anhalten und so tun, als ob ich in eine Kurve fahre. Sonst kann ich das Rad nicht gerade halten. Spaß macht es mir heute aber nicht. Vor fast zwei Jahren habe ich mir ein E-Mountainbike gekauft. Seitdem fahre ich mit dem Rad ins Büro.

Es gibt eine Menge Menschen, die seit vielen Jahren jeden Tag mit dem Rad zur Arbeit fahren. Das kannst Du auch, habe ich mir gesagt. Und bin auch im Winter bei Wind und Wetter gefahren. Ich wollte es wissen. Manchmal muss man sich ja neue Ziele setzen. Aber der Nadelstichregen ist unangenehm.

„Der Mensch hat keine Macht, den Wind aufzuhalten“. Das ist ein Satz aus der Bibel. Und er Stimmt. Denn wenn ich mit dem Rad bei Wind und Wetter unterwegs bin, erlebe ich, wie klein ich als Mensch doch bin. Was ich alles nicht beeinflussen und ändern kann. Den Wind zum Beispiel. Und dann mache ich mir beim Radfahren klar, dass manche Dinge eben so sind wie sie sind. Und dass Radfahren sozusagen eine gute Gleichgewichtsübung ist.

Meine Wind-und Wetter-Erfahrung hilft mir nämlich, leichter das Gleichgewicht zu finden. Zwischen den Dingen, die ich ändern kann und durch meine eigene Kraft erreiche. Und den Dingen, die ich besser so annehme wie sie sind, weil meine Kraft nicht ausreicht.

So ist das auch im sonstigen Leben. Mal stemme ich mich gegen den Wind, damit ich mich auf dem Rad halten kann. Mal lasse ich mich vom Rückenwind vorantreiben. Und suche die gute Balance, auch wenn es stürmt.