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Stolpersteine

Roger Cohen geht gerne in die Synagoge. Der Kolumnist der New York Times ist eigentlich nicht religiös. Aber er besucht den Gottesdienst an den hohen Feiertagen trotzdem: Aus Treue seiner Familie gegenüber und weil es ihm guttut. Cohen sagt: „Es befreit meine Gedanken von den täglichen Problemen, mit denen wir ständig konfrontiert sind.“

Am Yom Kippur, dem Versöhnungsfest im September, war er dieses Jahr in einer Berliner Synagoge. Und als er dann hinterher durch die Berliner Straßen ging, fielen ihm die Unmenge von „Stolpersteinen“ auf: kleine Messingplaketten, die an vielen Stellen in den Fußweg eingelassen sind und die an Juden erinnern, die in dieser Gegend einmal gelebt haben und dem Rassismus der Nazis zum Opfer gefallen sind. Cohen berichtete in der New York Times: „Stolpersteine – was für ein passender Name: Man stolpert buchstäblich, man kann nicht einfach darüber weggehen“.

Heute – am 9. November – gedenken wir der Reichspogromnacht 1938, in der unübersehbar öffentlich und deutlich wurde, an was die Stolpersteine erinnern. Sie finden sich auch an etlichen Stellen im Saarland: in Saarbrücken, aber auch kleineren Orten wie Riegelsberg.

Roger Cohen fasste seine Eindrücke in Berlin zusammen: „Kein Land, das sich großer Verbrechen schuldig gemacht hat, hat sich seiner Geschichte ehrlicher gestellt als Deutschland. Das kam nicht sofort und fiel ihnen auch nicht leicht. Das Land erlebte einen Zickzackkurs auf dem Wege zur vollen Verantwortung. Aber es ist angekommen!“ Dahinter darf heute kein Weg mehr zurückführen.