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Stets gut angezogen

Das Brautpaar strahlt. Bei dieser Trauung scheint alles zu passen: der blumengeschmückte Kirchenraum, das Orgelspiel, die bunte Gästeschar. Vor dem Ja-Wort der Beiden gibt es noch eine Ansprache. „Was zieht man an bei einer Trauung?“ – so beginnt die Pfarrerin. Alle lächeln leicht und voller Verständnis. „Ich selbst habe ja kein Kleiderproblem“, fährt sie fort, „ich nehme einfach meinen Talar. Das ist schnell getan und obendrein preiswert. Nicht ganz so leicht ist die Suche  nach einem passenden Hochzeitskleid für die Braut; und reichlich Probleme gibt es ja oft bei den eingeladenen Freunden und Verwandten. Die deutschen Kleiderschränke sind zwar voll: Millionen Klamotten werden so gut wie nie getragen! Doch wie oft heisst es vor solchen Festen – heimlich, aber unfeierlich: Ich hab´ nichts anzuziehen!“

„Doch für Christen“, so die Pfarrerin weiter, „ist die Kleiderfrage gelöst!“ Und dann zitiert sie aus dem Neuen Testament, genauer: aus dem Kolosserbrief: „So zieht nun an als die Erwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld“… „über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit!“ (3,12.14)

Die Hochzeitsgesellschaft ist überrascht. Die üblichen Textilprobleme erscheinen in einem anderen Licht – angesichts dieser „neuen“ Kleiderordnung: „Herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld“ – wahrhaftig, damit macht man eine gute Figur; und darüber – wie einen Mantel – die Liebe anziehen: das macht Christen geradezu „anziehend“. Da ist es egal, was sie tragen. „Auserwählte und Geliebte Gottes zu sein, das steht uns gut!“ – so die Pfarrerin zum Schluss; „und angetan von Gottes Wort kann jeder Mensch eine gute Figur machen – auf einem Fest wie im Alltag.“