Stark sein

„Stark ist, wer mehr Träume hat, als die Realität zerstören kann.“ Wer hat’s gesagt? Es war Peter Maffay. Träume sind ja irgendwie sein Thema. „Tief unten auf dem Meeresgrund, wo alles Leben ewig schweigt. Da kann ich meine Träume sehn, wie Luft, die aus der Tiefe steigt.“ Vielleicht kennen Sie diese Liedzeilen aus seinem Tabaluga-Album. Nur, was soll ich auf dem Meeresgrund? Abtauchen ist auch keine Lösung.
Die Realität ist schon ernüchternd. Da sind bei mir in den letzten Jahren durchaus ein paar Träume und auch Überzeugungen geplatzt. Der Traum vom Frieden. Die Überzeugung, dass Wahrheit sich gegen die Lüge durchsetzt. Die Realität ist der Krieg und der Sieg der Lüge über die Wahrheit. Ein notorischer Lügner wird Präsident – so what? Die russische Lügenpropaganda wird allenthalben nachgeplappert – na und? Und auch in der deutschen Innenpolitik befinden sich Wahrheit und Lüge schon mal in einer offenen Feldschlacht. Wo ist die Nachricht?
Wahrheit ist nur noch eine alternative Sichtweise. An der Lüge scheint sich niemand mehr zu stören. Aber eine Gesellschaft, die den Anspruch auf Wahrheit aufgibt und vor der Lüge kapituliert, wird nicht bestehen.
Der Satz von Peter Maffay hat mich an einen Bibelvers erinnert: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat“ (1. Joh. 5,4). Oder anders, näher an dem Maffay-Satz: „Unser Vertrauen auf Gott macht uns stark, der Realität der Welt standzuhalten.“
Nicht auf dem Meeresgrund. Nicht in einem fernen Himmel.
Hier. Und jetzt.