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Sprachschule

„Nein!“ Das stand an mehreren Stellen in meinem Büro. Ein Post it-Klebezettel war am
Computermonitor angebracht, einer klebte am Telefon, einer an der Tür und einer am
Tischkalender.

Warum? Hmm, das war so eine Art Training für mich. Auf diese Weise habe ich daran gearbeitet,
meinen Sprachfehler loszuwerden. Ich hatte nämlich festgestellt, dass ich irgendwie Probleme
hatte, das Wort „Nein“ auszusprechen. Ganz im Gegenteil zum Wort „Ja“ übrigens.

„Können Sie bei uns einen Vortrag halten?“ „Ja, klar, das mache ich gerne.“
„Kannst Du nachher mal bei uns vorbeikommen? Wir haben da ein Problem.“ „Ja,
selbstverständlich komme ich.“
„Der Termin mit der Agentur nächste Woche ist so wichtig, da musst Du mal auf Deinen freien Tag
verzichten.“ „Ja, kein Problem, ich bin dabei!“

So war das fast immer. Jahrelang. Bei Anfragen habe ich einfach zugesagt. Ich wollte meinen
Mitmenschen schließlich helfen. Und tatsächlich sieht ein schnelles Ja sehr nach Hilfe für andere
aus. Es kann aber auch die Angst davor sein, andere vielleicht vor den Kopf zu stoßen und dann
plötzlich einen Konflikt zu haben.

„Euer Ja sei ein Ja. Euer Nein sei ein Nein“, hat Jesus mal gesagt. Daraus habe ich peu a peu
gelernt, dass es nicht darum geht, einfach immer Ja zu sagen. Sondern nur dann, wenn man es
auch absolut ehrlich so meint. Ansonsten darf es auch mal Nein sein. Jesus hat das übrigens
genau so vorgemacht. Wenn es ihm zuviel wurde, was die Menschen von ihm wollten, hat er sich
zurückgezogen. Wollte niemanden hören und sehen.

Irgendwann habe ich angefangen, Anfragen auch mal zu verneinen. War anfangs nicht leicht, hat
aber geholfen. Heute brauche ich keine Zettel mehr, sondern sage auch ohne einfach mal: Nein!