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Sorgenfrei?

Ein Kreditunternehmen hat mir rechtzeitig zum Neuen Jahr eine Botschaft per E-Mail geschickt: „Endlich sorgenfrei ins neue Jahr schauen!“ Das haben jahrelang amerikanische Banken ihren Kreditnehmern eingeredet und ihnen billiges Geld nachgeworfen – mit dem bekannten Ergebnis der Finanzkrise 2007, unter dem wir dann alle zu leiden hatten. Und es passiert gerade wieder. Wenn mir also jemand verspricht, mir mit Geld ein sorgenfreies Leben zu verschaffen, bei dem letztlich die Sorgen nur auf später verschoben werden, reagiere ich skeptisch. Natürlich wünsche ich mir, wie alle, ein sorgenfreies Leben. Nur ist es nicht auf dem Markt zu finden, und schon gar nicht auf dem Finanzmarkt. Weil es gar nicht bezahlbar ist.

Sorge ist eine innere Einstellung, und Sorgenfreiheit auch. Es geht darum, ob ich dem Leben – und jetzt dem Neuen Jahr – mit Vertrauen begegne oder nicht. Zu diesem Vertrauen muss ich mich entschließen, muss sozusagen einen Sprung hinein tun. Genau das meint Jesus in seiner Bergpredigt, wenn er sagt: „Sorgt nicht um euer Leben, was ihr essen und was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die ´Kleidung? Seht die Vögel unter dem Himmel an:  Sie säen nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch“ (Mt 6, 25f).

Es gibt keine Garantie, dass uns das Leben jeden Tag gelingt. Aber vielleicht haben die Vögel recht: Eigentlich müssten sie stöhnen in einer Welt, die krank, lieblos und ungerecht ist. Aber stattdessen singen sie. Ich will von ihnen lernen.