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So wahr mir Gott helfe

Endlich eine Regierung! Sechs Monate nach der Wahl wurde gestern in Berlin das neue Bundeskabinett vereidigt. Dreizehnmal mit, dreimal ohne Gottesbezug, denn ob man „so wahr mir Gott helfe“ nach dem Amtseid mitspricht, ist freigestellt. Die Kanzlerin, vier Ministerinnen und acht Minister haben die religiöse Bekräftigung angehängt, drei Kabinettsmitglieder haben darauf verzichtet. Klar, an solcher Stelle darf niemand zu Bekenntnissen genötigt werden. Aber wie zeitgemäß ist das „so wahr mir Gott helfe“ überhaupt noch? Und steht religiösen Aussagen dieser prominente Platz beim Amtseid überhaupt zu?

„Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde.“

Das sind große Worte. Kann man ihre Einhaltung überprüfen? Wohl kaum. Gewissenhaft dienen, Gerechtigkeit gegen jedermann üben, Schaden abwenden, Nutzen mehren – wenn es für so ein Versprechen überhaupt absolute Maßstäbe gibt, dann sind sie schlicht unerfüllbar. Politik ist ein relatives Geschäft. Da geht es um Abwägungen und Kompromisse. Da ist des Einen Nutzen oft des Anderen Schaden. Da sind zukünftige Ereignisse genauso wenig vorhersehbar wie sonst auch im Leben.

Vielleicht gibt es ja gerade deshalb die Formel „so wahr mir Gott helfe“. Nicht so sehr als Bekräftigung eines letztlich unerfüllbaren Versprechens, sondern vielmehr als Ausdruck einer Demut. Als Bekenntnis: „Ich kann diese Aufgabe nicht allein aus mir selbst erfüllen.“ Wer als Politiker nicht vergisst, dass er endlich ist, dass er Gottes Hilfe braucht, der ist in meinen Augen absolut zeitgemäß. Mächtige Leute, die sich maßlos überschätzen, hat die Welt mehr als genug. Und wer sein christliches Bekenntnis ernsthaft auch vor dem Bundestag ausspricht, verpflichtet niemanden sonst zu seinem Glauben. Er sagt nur, welchen Werten er sich verpflichtet weiß.

Wir haben endlich eine Regierung. Vor allem aber haben wir – Gott sei Dank, eine endliche Regierung.

 

 

 

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http://www.ardmediathek.de/tv/Aus-christlicher-Sicht/aus-christlicher-sicht-15-03-2018/SR-Fernsehen/Video?bcastId=8638724&documentId=50869372