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So Gott will….

»So Gott will und wir leben.« Das waren die Worte, mit denen Menschen früher ihre Briefe unterschrieben haben. Ich habe mich gefragt: Würde ich heute einen Brief noch so unterschreiben? Nicht „Mit freundlichen Grüßen“ sondern mit „So Gott will und wir leben“? Für mich hat der Satz hat etwas Erschreckendes. Er weist mich darauf hin, dass ich einmal nicht mehr leben werde. Mir ist klar, dass es einmal so weit sein wird. Aber steht mein Ende so nahe bevor, dass ich einen Brief mit dem Gedanken an meinen Tod unterschreibe? – Hoffentlich nicht!

So Gott will und wir leben. Vermutlich ist dieser Briefschluss außer Mode gekommen, weil viele Menschen ihn erschreckend fanden. Früher war den Menschen der Gedanke an ihren Tod wohl weniger unheimlich. Das Leben war früher weniger sicher als heute. Ein besonders kalter und langer Winter reichte und schon gab es nicht mehr genug zu essen für alle. Oder es wurde jemand krank und es gab kein Heilmittel für ihn. Zumindest keins, das er sich leisten konnte. Das alles hat das Bewusstsein für die eigene Endlichkeit geschärft.

Heute ist das Leben und das Am-Leben-Bleiben alltäglicher geworden, nicht bedroht, sondern ziemlich sicher. Und trotzdem: Als Pfarrer erlebe ich immer wieder, wie unerwartet und plötzlich ein Leben vorbei sein kann.  Die Grenzen des Lebens zeigen seinen Wert. Die Geburt eines Kindes zeigt, wie wundervoll das Wunder des Lebens ist. Sie enthüllt ein Stück vom großen Geheimnis. Der Tod eines Menschen zeigt, wie viel wertvolles erlebt wurde und was davon zurückbleibt.

Deshalb wünsche ich mir für mich etwas mehr von diesem Bewusstsein, wie kostbar das Leben ist. Ich möchte lernen, dass nichts sicher ist und darum alles im Leben wertvoll. Ich wünsche mir diesen Blick auf das Leben, damit ich jeden Tag aus Gottes Hand nehme und mich an ihm freue. Darum versuche ich die alte Abschiedsformel ab jetzt auch zu verwenden und fange gleich damit an. Zum Abschied sage ich heute: »Wir hören uns wieder, so Gott will und wir leben.«