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So bleiben?

Vor ein paar Monaten hatte ich einen runden Geburtstag. Liebe Worte und gute Wünsche gab’s reichlich. Ob Familie, Freunde, engere oder entferntere Bekannte, ein Satz kam besonders oft: «Bleiben Sie, wie Sie sind!» oder «Bleib, wie du bist!» Da dürfte ich mich geschmeichelt fühlen. Ich stehe unter Denkmalschutz, soll so erhalten bleiben, wie ich jetzt gerade bin. Mir fallen Leute ein, mit denen ich in die Schule ging. Wenn wir uns begegnen, höre ich manchmal: «Du bist noch wie damals.» Vielleicht freundlich gemeint, kann aber auch bedeuten: Du spinnst noch wie damals. Ich weiß ja, diese Leute können das in ein paar Minuten gar nicht beurteilen. Nachdenklich macht es mich trotzdem.

Wäre ich tatsächlich heute noch wie damals und bliebe auch noch so, dann hieße das ja wohl: Am Lebensende wäre ich immer noch auf dem Stand eines Fünfzehnjährigen. Diese Aussicht ist nicht viel angenehmer als der Gedanke an einen möglichen Verfall im Alter.  Nein, ich möchte nicht bleiben, wie ich bin. Lediglich schlechter werden möchte ich nicht. Ich fürchte, dass ich wahrscheinlich nie so werde, wie ich nach Gottes Vorstellung idealerweise hätte werden können. Aber ich möchte diesem Entwurf doch noch etwas näher kommen.

Bei alledem freut es mich natürlich und es schmeichelt meiner Eitelkeit, wenn Menschen, die mir etwas bedeuten, meine Fehler sehen und mich zeitweise dennoch ganz passabel finden. Eine kleine Vorahnung von Gottes Gnade. Und dafür bin ich dankbar.