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„Sieh, das Gute liegt so nah.“

„Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“ Das hat Johann Wolfgang von Goethe gesagt und der musste es schließlich wissen. Denn der berühmteste deutsche Dichter ist in seinem Leben sehr viel gereist. So wie viele andere es auch tun. Jetzt, in den Ferien. Tausende sind auf dem Weg in den Sommerurlaub, oder haben ihn bereits hinter sich.

Es tut gut, etwas anderes zu sehen, wie zum Beispiel das Meer oder die Berge. Mal rauskommen, sich im Hotel oder auf einem Kreuzfahrtschiff so richtig verwöhnen lassen. Hinaus in die weite Welt, raus aus dem Alltag und dem immer gleichen Trott, hinein ins Abenteuer und was erleben! Für mich gehört genau das zu einem Urlaub dazu.

Doch nach einiger Zeit merke ich jedesmal, dass ich nirgendwo so gut schlafe wie auf meiner geliebten Matratze zuhause. Außerdem koche ich am liebsten in meiner eigenen Küche, mit meinen Lieblingstöpfen und den gewohnten Zutaten. Ich sitze lieber auf unserer Terrasse im Grünen als auf so einem Hotelbalkon. Ja, erst wenn ich eine Zeit lang weg war, lerne ich mein Zuhause ganz neu zu schätzen.

Ähnlich geht es auch Rabbi Jizchak aus Krakau, von dem folgende Geschichte erzählt: Der Rabbi reist nach Prag. Denn dort – so hat der Rabbi geträumt – soll unter der Brücke des Königspalastes ein Schatz vergraben sein. Doch gerade als er anfangen will, unter der Brücke nach dem Schatz zu graben, tippt ihm ein Polizist auf die Schulter und will wissen, was er da vorhat. Jizchak erzählt von seinem Traum. „Ha! Du Dummkopf!“ lacht der Polizist. „Weißt du, wie oft ich schon von einem Schatz geträumt habe, der in Krakau im Haus eines gewissen Rabbi Jizchak liegen soll? Denkst Du etwa, ich bin so verrückt dorthin zu reisen, um diesen Schatz zu suchen?“ Jizchak aber schmunzelt nur, kehrt nach Krakau zurück und findet den Schatz tatsächlich in seinem eigenen Haus.

Tja, so kann es gehen! Da muss man erst einmal weit reisen, um schließlich festzustellen, was für ein Schatz im eigene Zuhause liegt. Johann Wolfgang von Goethe hatte Recht: „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“