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Sicherungskasten

Zuerst dachte ich: „Na, das is jetzt aber geschmacklos.”

Ich war zu später Stunde in einem Saarbrücker Szenelokal und musste mal gewisse Örtlichkeiten aufsuchen. Auf dem Weg dorthin, zwischen Plakaten von vergangenen Konzerten und dem Kondomautomaten, hängt ein Sicherungskasten. Und im milden Lichtkegel eines Deckenstrahlers blickt einen, genau über dem Sicherungskasten hängend, schräg nach unten blickend – unser aller Herr und Heiland an. Ein Kruzifix über dem Sicherungskasten, kurz vor den Herrenpissoirs – schon merkwürdig.

Ich grübele weiter, während ich so ins Becken plätschere: „Was soll das? Warum über dem Sicherungskasten? Aus Gerichtssälen verschwunden – vor den Klos Asyl gefunden. Quatsch. Und richtig reimen tut sich das auch nicht. Einfach nur ein Gag? Nach dem Motto: Herr, behüte auch unseren Sicherungskasten! Nee, zu platt. Mann, tut das gut, endlich was von dem Weizenbier loszuwerden… Sicherungskasten… Jesus… Christus – die metaphysische Schutzschaltung! ER hilft – auch wenn alle Sicherungen durchbrennen! Jesus, gestorben am Kreuz, gibt Sicherheit vor den Stromausfällen des Lebens! Naja, warum nicht.“

Ich zieh den Reißverschluss zu. Stopp, Händewaschen. Ich schau auf die Uhr: spät ist es geworden. Und denke: ich geh jetzt nach Hause. Wie heißt noch die erste Strophe von diesem Abendlied im Gesangbuch?

Mit meinem Gott geh ich zur Ruh und tu in Fried mein‘ Augen zu,

denn Gott von‘s Himmels Throne über mich wacht bei Tag und Nacht,

damit ich sicher wohne.

Passt doch: Jesus überm Sicherungskasten.