Beiträge

Seveso

Heute vor 40 Jahren, am 10. Juli 1976, wurden bei der Explosion eines Chemiewerks im oberitalienischen Seveso große Mengen des hochgiftigen Stoffes Dioxin freigesetzt. Tagelang schwebte eine Giftwolke über dem Ort und seinen 8.000 Bewohnern. Ich erinnere mich gut an die Bilder dieser Katastrophe: Arbeiter mit Schutzanzügen und Atemmasken sicherten das Gelände. Tote Tiere lagen auf den Feldern. An den Bäumen verdorrten die Blätter. Am schlimmsten fand ich, was mit den Kindern geschah: Chlorakne, eine typische Wirkung von Dioxin, brannte ihnen dicke Eiterpusteln in die Gesichter.

Seveso war die erste große Umweltkatastrophe, die Schlagzeilen gemacht hat. Seit damals ist „Seveso“ Synonym für lebensbedrohliche Umweltverschmutzung und industrielle Schlamperei. Und obwohl das Umweltbewusstsein seit den 70-er Jahren weltweit gewachsen ist, bringen Habgier, Überschätzung der technischen Möglichkeiten oder auch schlichtes menschliches Versagen immer wieder Tod und Elend über Menschen und Tiere.

Ob ein Atomkraftwerk in die Luft fliegt oder eine mit Schwermetallen beladene Schlammlawine einen ganzen Fluss verseucht: Die Menschheit lernt nur sehr langsam daraus. Das zeigt auch das aktuelle Beispiel einer schleichenden Umweltkatastrophe: die Verseuchung der Weltmeere durch Plastikmüll – Zeug, das wir unbedacht wegwerfen und das zur Todesfalle für Meerestiere wird.

Das biblische Gebot „Macht euch die Erde untertan“ (Genesis 1,28) bedeutet eben nicht, dass wir mit der Umwelt machen dürfen, was uns gerade einfällt. Vielmehr will Gott, dass wir Menschen die Erde nutzbar machen, verantwortlich und fürsorglich mit ihr umgehen. Es liegt an uns, diesem Gebot zu folgen.