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Segen und Fluch

Im niederländischen Fernsehen sind pro Woche gut fünfzehnhundert Flüche zu hören – meistens in den Abendstunden, zur besten Sendezeit. In deutschen Programmen dürften es nicht weniger sein. „Fahr zur Hölle! – über diese üblichen Worte von Krimidarstellern, begleitet von einem tödlichen Kugelhagel, regt sich kaum noch einer auf. Aber darüber hinaus sind erschreckend oft hasserfüllte Menschen zu sehen, die andere in Grund und Boden verdammen – aus rassistischen, aus religiösen oder sonstigen ideologischen Gründen. Dazu kommen noch die Flüche, die jeden Tag – jenseits von Funk und Fernsehen – in den sogenannten „Sozialen Medien“ ausgesprochen werden. Was wäre wohl, wenn alles das in Erfüllung ginge?! Verflixt viele Flüche sind ja bitter ernst gemeint. Nur – dass sie tatsächlich wahr werden, – wer glaubt das schon?

In der Bibel ist das ganz anders. Schon bei den Propheten im Alten Testament ist ein Fluch ein Wort, dem man nicht entrinnen kann, gleichsam scharf wie eine abgefeuerte Rakete. Nicht weniger ernst nimmt das Neue Testament die menschlichen Flüche. Jesus sagt seinen erstaunten Jüngern: „Segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen!“ (Lukas 6,28) Und im gleichen guten Sinne schreibt der Apostel Paulus, der früher selbst die Christen verflucht und verfolgt hat, an seine Gemeinde in Rom: „Segnet, die euch verfolgen; segnet und flucht nicht!“ (Römerbrief 12,14)

Respekt, lieber Paulus! Du nimmst Jesus beim Wort; das ist wahrhaft menschenfreundlich. Paulus weiss, dass der Segen seine ausgesprochene Wirkung tut – gegen die Flut der Flüche. Wer segnet, der verändert das menschliche Klima – und zwar gründlich. Dazu muss man anderen nicht unbedingt die Hände auf den Kopf legen und ein Segenswort sprechen. Es geht auch anders. Wie? Dazu kann Martin Luther in seinem herrlichen deutschen Klartext  eine Hilfestellung geben. Er schreibt: „Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unseren Nächsten nicht fälschlich belügen, verraten oder bösen Leumund machen, sondern sollen ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum besten kehren.“