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Schröder schwört nicht

Heute vor 20 Jahren fand die Wahl zum 14. Bundestag statt.
Das Ergebnis darf man durchaus historisch nennen: Erstmals
wurde eine Bundesregierung komplett abgewählt. Der CDUFDP-
Koalition von Langzeitkanzler Helmut Kohl folgte die erste
rot-grüne Regierung auf Bundesebene.

Für mich hat es sich in der ersten Zeit nach der
Regierungsbildung total ungewohnt angehört, wenn in den
Nachrichten von „Bundeskanzler Schröder“ oder
„Bundesaußenminister Fischer“ die Rede war. Und ich weiß
noch, wie euphorisch gerade junge Leute auf den
Regierungswechsel reagiert haben.

Später ließ die Begeisterung dann bekanntlich nach. Obwohl man
der rot-grünen Bundesregierung sicherlich zugestehen muss, dass
sie gesellschaftspolitisch viel bewegt hat. So hat Rot-Grün zum
Beispiel mit der „Eingetragenen Partnerschaft“ den Weg zur
heutigen „Ehe für alle“ geebnet.

Gerhard Schröder war übrigens auch der erste deutsche Kanzler,
der bei seinem Amtseid auf die religiöse Formel „So wahr mir
Gott helfe!“ verzichtet hat. Das sorgte damals für heftige
öffentliche Kritik.

Mich hat das nicht gestört. Und mir ist bis heute ein Politiker
lieber, der auch ohne Glaubensbekenntnis seiner Verantwortung
nachkommt, als einer, der öffentlich frömmelt und dann nicht
entsprechend handelt. Donald Trump zum Beispiel hat seinen
Amtseid gleich auf zwei Bibeln geschworen.

In der aktuellen Bundesregierung haben drei Ministerinnen und
Minister auf die religiöse Eidesformel verzichtet, ohne dass
darüber groß diskutiert wurde. Bisher scheint nicht viel Segen
auf dieser Regierung zu liegen. Aber das hat sicherlich nichts mit
fehlenden Schwüren zu tun.