Beiträge

Schreiendes Kind

„Ach, wenn das Geschrei doch endlich aufhören würde“. In dieser Nacht ist es ganz besonders schlimm. Alle zwei Stunden möchte Marias Baby an die Brust. Bereitwillig stillt sie dann den kleinen Wurm, schaukelt ihn anschließend auf dem Arm in den Schlaf und dann, kaum dass sie selbst wieder eingeschlafen ist, geht das Geschrei von vorne los.

Maria ist sooo müde. Anderthalb Wochen ist ihr Kind erst alt und sie ist schon jetzt völlig am Ende. Gott hilft – auf aramäisch: Jesus – hat sie ihren Sohn genannt und in der letzten Nacht unzählige Male auf Gottes Hilfe gehofft. „Lass das Kind bitte bis zum Morgen schlafen“, hat sie sich gewünscht. Bisher ohne Erfolg. Alle zwei Stunden das Gleiche: Jesus wird wach, hat Hunger, will gestillt werden, schläft erst dann wieder ein. „Ich wünsche mir endlich mal wieder eine stille Nacht“, denkt Maria. Eine Nacht, die so ganz anders ist als die Nächte, die ich seit anderthalb Woche habe. Ruhig, heilig – so dass ich wieder Kraft tanken kann. Aber gleich geht das Geschrei wieder los, die zwei Stunden sind rum. Sekündlich rechnet Maria damit, dass Jesu kräftiges Stimmlein die Stille der Nacht zerreißt.

Aber: Es bleibt ruhig. Es kommt kein Gebrüll. Nicht nach zwei Stunden, nicht nach zweieinhalb. Die Stille hält sogar noch eine ganze weitere Stunde. Maria genießt diese Zeit und denkt: Vielleicht hat Gott mir doch geholfen. Dreieinhalb Stunden Ruhe sind zwar noch keine stille Nacht, aber immerhin ein Anfang!