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Schraubenschlüssel

„Da musst du ja noch viel sortieren! Das braucht ja noch Jahre!“, sag ich zu meinem Freund. Er schaut mich resigniert an. Sein Vater ist gerade gestorben. Der war ein unglaublicher Sammler. Schraubenschlüssel zum Beispiel: Unzählige Sätze davon sind im ganzen Haus, im Keller, in der Garage und auch auf dem Dachboden verteilt. Allzeit griffbereit.

„Du ahnst nicht, was sich hier noch alles so verbirgt!“, sagt mein Freund. Im Keller: stapelweise Kalender der letzten Jahrzehnte, fein säuberlich geordnet. Im ehemaligen Büro finden wir einen fast halbmannshohen Stapel Telefonbücher. „Ich glaube, das Älteste ist von 1970“, sagt mein Freund. „Wozu hat er denn die gebraucht?“ Mein Freund winkt ab: „Er hat gesagt: Wenn man mal eine Nummer von jemanden sucht, die nicht mehr in den neuen drinsteht, finde ich sie vielleicht in einem der älteren. So war er eben. Er konnte einfach nichts wegwerfen. Typisches Kriegskind. Beide Eltern verloren – deshalb musste er ganz jung erwachsen werden und schauen, wie er klarkommt. Aus Nichts konnte der noch was machen. Reparieren konnte er fast alles“. Ich bin auch beeindruckt. Aber was mit den gesammelten Schätzen anfangen? „Ich glaube, das meiste werde ich wohl wegwerfen müssen“, sagt mein Freund traurig.

Wir stöbern noch wenig herum und finden einen Karton mit unzähligen alten Fotos. „Wie schön, dass mein Vater die auch so akribisch gesammelt hat.“ Mein Freund freut sich über den Fund. Die wird er aufheben. Und einen Satz Schraubenschlüssel.