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Schöne Puppen

„Welche Puppe ist die schöne Puppe?“

„Welche Puppe ist die hässliche Puppe?“

„Welche ist die gute, welche ist die böse Puppe?“

Im sogenannten Doll-Test, also Puppen-Test, wurden in Amerika Kindern zu diesen Fragen eine weiße und eine schwarze Puppe vorgelegt. Fast alle Kinder wählen die weiße Puppe als die schöne und gute aus. Die schwarze Puppe ist die hässliche und böse.

„Warum ist diese Puppe schön?“, werden die Kinder gefragt. „Weil sie weiß ist.“

„Warum ist diese Puppe böse?“ „Weil sie schwarz ist.“

Der Test wurde mit schwarzen und weißen Kindern durchgeführt. Ihre Antworten unterscheiden sich nicht. Auch für die schwarzen Kinder ist die weiße Puppe die schöne und gute.

„Welche Puppe ist wie du?“ Das ist die letzte Frage im Test. Und erst dann zeigen die schwarzen Kinder auf die schwarze Puppe. Auf die Puppe, die sie eben noch als die hässliche und böse gewählt hatten. Das macht mich fertig.

Natürlich spiegelt der Test die besondere amerikanische Situation wider. Ich habe aber keinen Zweifel, dass die Ergebnisse bei einem auf unsere Situation in Europa angepassten Test ganz ähnlich wären: Rassismus steckt tief in unseren Gesellschaften und Kulturen. Und damit in uns.

Von selbst geht das nicht weg. Wir müssen dagegen angehen, aufstehen. Auf dem Landwehrplatz in Saarbrücken haben das heute, am Internationalen Tag gegen Rassismus, Tausende getan. Im aktuellen Bericht eben war das eines der Themen.

Der saarländische Landtag übrigens hat im Februar gegen die Stimmen der AfD den Begriff „Rasse“ aus der Landesverfassung gestrichen. Künftig wird es heißen, dass niemand „aufgrund rassistischer Zuschreibungen“ benachteiligt oder bevorzugt werden darf. Klingt ein wenig holprig, ist aber, wie ich finde, eine ganz kluge Formulierung. Weil sie deutlich macht, dass es so etwas wie Rasse nicht wirklich gibt. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Menschen. Aber keine, die eine Einteilung in Rassen rechtfertigen würde. Dazu sind wir Menschen uns einfach zu ähnlich.

Mit dem Verzicht auf den Begriff Rasse ist der Rassismus freilich noch nicht verschwunden. Wie gesagt, er steckt tief in uns Menschen drin. Wir haben ihn über Jahrhunderte hinweg erlernt. Wir müssen ihn verlernen.

Gegebenenfalls durch Strafen. Wie im Fußball, wo ein Spieler schon mal für 10 Spiele gesperrt wird, wenn er seinen Gegner rassistisch beleidigt.

Vor allem aber durch gute Beispiele. Die Werbung macht‘s uns vor. Sie ist unglaublich bunt geworden. Offensichtlich verkaufen sich die Produkte deswegen nicht schlechter, sonst wäre die Werbung ganz schnell wieder weiß. Das lässt mich hoffen, dass der Tag nicht mehr fern ist, an dem für Kinder schwarze und weiße Puppen gleich schön sind.

 

Der Link zur Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=138474