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Salz der Erde

Ein letztes Foto mit dem weltbekannten Holzschild in der Hand. Die Mütze einer Abiturientin auf dem Kopf, so hat Greta Thunberg am vergangenen Freitag die Schule bestreikt – zum allerletzten Mal und wie immer für das Klima. Fünf Jahre sind vergangen, seitdem sie erstmals nicht zum Unterricht gegangen ist, aus Sorge um die Zukunft.

Wer keine Schülerin mehr ist, kann auch nicht die Schule schwänzen. Greta Thunberg hat ihren Abschluss in der Tasche. Erreicht hat sie in diesen fünf Jahren unfassbar viel mehr.

Als „Fridays for Future“ sind weltweit hunderttausende junge Menschen ihrem Beispiel gefolgt und auf die Straße gegangen. Sie haben die Klimakrise ins politische Bewusstsein gerückt. Sie haben ihr Recht auf Zukunft eingefordert. Und sie haben ein Umdenken in die Familien getragen, nach dem Motto: „Mama, dein Wagen ist voll peinlich.“

Thunberg begegnet der Zukunftsangst nicht mit Ironie, sondern unbedingtem Ernst. So ist sie aber auch zum Feindbild geworden. Autoaufkleber zeigen ihr den Mittelfinger. Ihr Foto wurde zur Grundlage für üble Bildmontagen. Der damalige amerikanische Präsident Donald Trump hat sie vor aller Welt verhöhnt. Dennoch bleibt sie unnachgiebig und ihr Protest bleibt konstruktiv.

„Ihr seid das Salz der Erde“, hat Jesus seinen Zuhörerinnen und Zuhörern einst gesagt. Salz – muss salzig sein. Frei übersetzt fordert Jesus dazu auf die Welt im Sinne ihres Schöpfers zu gestalten. Auch gegen Anfeindungen und Verletzungen.

Jesus hat damals Menschen angesprochen, die keine Macht hatten und nicht wissen konnten, ob ihr Einsatz für ein anderes Leben irgendetwas bringen würde. Menschen wie eine einzelne fünfzehnjährige Schülerin.  Viele sind ihm gefolgt. Im Auftrag Salz der Erde zu sein streiten Christinnen und Christen bis heute mutig und konstruktiv für eine lebenswerte Zukunft.  Am vergangenen Wochenende noch – auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg.

Greta Thunberg hat ihr Engagement nie christlich begründet oder sich als Christin profiliert. Aber Christinnen und Christen können an ihrem Beispiel lernen, was auch ein einzelner Mensch mit einem einfachen Holzschild in der Hand bewirken kann.

Der römische Gelehrte Cassiodor schrieb einst: „Auf Gold kann man verzichten, nicht aber auf Salz.“

Der Link zur Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=128719