Beiträge

Saarvoir vivre und die Einsamkeit

Auf die saarländische Lebensart bilden wir uns schon etwas ein. Saarvoir vivre nennen wir das gerne in Anlehnung an den französischen Ausdruck für Lebenskunst. Gut essen, gut trinken, gerne feiern und gesellig sein und alles in allem viel entspannter als im sogenannten Reich. So sehen wir uns hier im Saarland und so wollen wir auch gesehen werden.

 

Da überrascht es schon, dass es bei uns mehr einsame Menschen gibt, als in jedem anderen Bundesland. Der Sozialverband VdK hat jetzt Zahlen vorgelegt. Jeder siebte Mensch im Saarland sei von Einsamkeit betroffen. Über 13%. Im Bundesdurchschnitt sind es weniger als 10%. Corona dürfte das Problem noch verschärft haben. Der VdK fordert nun von der Landesregierung eine Strategie gegen Einsamkeit. Viele gute Ideen sind dabei. Kommunikationstraining schon in den Grundschulen, um die Menschen fürs Leben gesprächsfähig zu machen. Beauftragte gegen Einsamkeit in den Kommunen. Betroffene gezielt aufsuchen usw. Und für alles eine ausreichende Finanzierung.

 

Auch die Kirchen haben hier eine wichtige Aufgabe. „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei“, dieses Bibelwort gilt ja nicht nur für die Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen.

Warum aber ist die Einsamkeit gerade im Saarland besonders verbreitet? Vielleicht ist es ja gerade das saarvoir vivre, das unbewusst jene ausschließt, denen nicht ganz leicht ums Herz ist.

 

Gut essen, gut trinken, gerne feiern und gesellig sein und viel entspannter als sonst wo und bewusst die in den Blick nehmen, die nicht selbstverständlich dabei sind – das wäre wirkliche Lebenskunst.