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Ruhe

Ruhe!!! Ich brauche meine Ruhe! Lass mich doch einfach nur in Ruhe! Ich will das Gras wachsen hören und die Bienen summen. Ansonsten soll es ruhig sein. Einfach nur ruhig.

Sind das erste Signale dafür, dass es Zeit ist für den Vorruhestand? Oder sollte ich mich ganz zur Ruhe setzen und den Rest meines Lebens genießen? Mit dem Altersruhegeld wäre ich doch bestens bedient. Oder soll ich vielleicht einfach nur vorübergehend das Amt ruhen lassen? Ach, lass mich in Ruhe! Ich kann mich nicht auf meinen Lorbeeren ausruhen, auf welchen denn auch?

Es macht mich unruhig, wenn ich sehe, dass manche Menschen sich offenbar nie eine Minute Ruhe gönnen. Dass sie immer für Unruhe sorgen. Ich frage mich: Was soll das? Haben sie nicht auch manchmal dringend Ruhe nötig? Oder erscheinen sie nur nach außen so unruhig, sind aber im Inneren doch von einer großen Ruhe getragen? Hmmm, kaum vorstellbar.

Nein, ich glaube, es gibt wirklich Menschen, die tragen die Unruhe im Bauch. Die werden nervös, wenn’s mucksmäuschenstill wird. Wenn keiner was sagt. Wenn keine Geräusche zu hören sind. Wenn Sonntagsruhe oder Feiertagsruhe einkehrt.  Die Geschäfte geschlossen und keine Musik hallt durch die Straßen. Oder gar stille Feiertage, an denen Ruhe eingefordert und angeordnet wird. Für manche unerträglich. Ich sehe vor meinen Augen tanzende Leute vor einer Kirche. Sie wollen sich das Tanzen nicht verbieten lassen, auch wenn es still sein soll.  Sie haben Ohrhörer auf. So bleibt es ruhig auf der Straße. Irgendwie gespenstische Ruhe, wenn da Leute sind, die durch ihr Verhalten das Gegenteil ausstrahlen.

Feiertage. Im Saarland sind’s 12 im Jahr, die immer oder meistens auf einen Wochentag fallen. Auf einen Tag, an dem wir ohne Rast und Ruh unseren Beschäftigungen, unserer Arbeit nachgehen. Müssten die nicht alle wegfallen, wenn verordnete Sonntags- und Feiertagsruhe kritisiert wird als Überbleibsel religiöser Vorherrschaft? 365 Tage im Jahr ohne Ruhe?

Mir machte das Angst. Ich brauche meine Ruhe. Meine Ruhezeiten. Meine Sonntage. Ich erinnere mich an autofreie Sonntage, an denen Menschen über die Autobahnen spaziert sind und die Ruhe genossen haben. Ja, sonntags war das. Wann sonst. Sonntag, der Ruhetag schlechthin. Immer noch. Und zukünftig sicher auch. Weil jeder Mensch freie Zeit braucht. Zum Nachdenken, zum Innehalten, zum Ruhigwerden. Ruhe vor dem Sturm, der ab montags wieder durch unsere Straßen und Gassen,  durch unser Leben braust. Sonntag. Ein geschenkter Tag. Eigentlich, vom Ursprung her, der jüdische Sabbat. 24 Stunden Ruhe. Von Freitag Abend bis Samstag Abend. Am 7. Tage sollst du ruhen, heißt es. So wird der Sabbat eingehalten. Von Menschen jüdischen Glaubens. Doch auch unter ihnen gibt es Unterschiede in der Umsetzung.

Damals aber, im Jahr 33, hat das sicher anders ausgesehen. An diesem einen Sabbat vor fast 2000 Jahren. Ruhe war eingekehrt. Aber nicht Ruhe vor dem Sturm. Für etliche war es eine Ruhe nach dem Sturm. Todesstille.  Ruhe, die kaum zu ertragen war. Das kennen wir auch. Diese Ruhe, die einen unruhig werden lässt. Wie geht es jetzt weiter? Ich muss etwas tun. Ich werde sonst wahnsinnig.

Die drei Frauen haben das sicher so empfunden. Die zu der Stelle gehen wollten, wo sie den Leichnam Jesu aufgebahrt wussten. Sie wollten ihn mit wohlriechenden Ölen salben. So, wie man das tat. Aber nicht am Sabbat. Das war der Ruhetag, auch für sie. Sie mussten ihn einhalten und konnten es kaum. An Ruhe war nicht zu denken. Erst am darauffolgenden Tag. Da erfuhren sie, was Ruhe bedeutet. Himmlische Ruhe.