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Rettende Hand

„Ich war vier Jahre alt und bin mit meinen Eltern zum ersten Mal an die Nordsee gefahren“, erzählt meine Freundin Andrea. „Bei unserer Ankunft war Ebbe. Kein Meer weit und breit. Ich habe bitterlich geweint. Jemand hatte das Wasser abgelassen. Das Meer schien für immer verloren.“

Das wurde für Andrea zu einem Schlüsselerlebnis. Als sie mit ihrer Tochter Louisa im fünften Monat schwanger war und die Ärzte ihr sagten, ihre Tochter käme wahrscheinlich mit einer schweren Behinderung zur Welt, ist sie an die Nordsee gefahren. „Auch wenn es eine Kindheitserfahrung war, das Wattenmeer hat mich gelehrt zu vertrauen, ohne die Lösung schon zu sehen“, sagt sie heute.

Umbruchsituationen, eine persönliche oder globale Katastrophe lassen uns zwischen Mutlosigkeit und Vertrauen hin und her schwanken. Wie den Jünger Petrus. Mitten in der Nacht steigt er aus dem in Seenot geratenen Boot aufs Meer. Nicht einfach so, vorher fragt er Jesus, ob er den Schritt wagen soll. Der sagt: „Ja, komm her.“. Aber angesichts des Sturms bekommt Petrus Angst vor der eigenen Courage. Er beginnt, zu sinken. Da ruft er Jesus um Hilfe. Der reicht ihm die Hand. Petrus greift zu und wird gerettet.

Petrus wagt sich einen ersten Schritt aus seiner Not heraus. Doch dann lassen ihn die Sorgen mutlos werden. Er ruft in dieser Situation voll Vertrauen um Hilfe und ergreift die rettende Hand.

Für meine Freundin Andrea waren Gespräche mit Vertrauten die rettende Hand. Sie hat zu ihrer Zuversicht und Gelassenheit zurückgefunden. „Was auch immer geschieht: Ich wusste, wir werden es meistern.“ sagt sie heute. Louisa musste im ersten und dritten Lebensjahr am Herz und einer Niere operiert werden. Inzwischen ist sie eine fröhliche, sportbegeisterte 17 jährige, die voller Tatendrang ihr Leben meistert.