Beiträge

Reformation ist weiblich

Die evangelische Kirche hat Grund zum Feiern im nächsten Jahr. Am 31. Oktober jährt sich Martin Luthers Thesenanschlag in Wittenberg zum 500. Mal. Das ist schon ein gewaltig! Ein halbes Jahrtausend Reformation. Hier und da wird darauf hingewiesen, dass „Reformation“ nicht einfach identisch sei mit der Person Martin Luthers. Es habe Vorläufer gegeben. Zum Beispiel John Wikliff oder Jan Hus. Bisweilen hört man auch, es habe Mitstreiter gegeben wie Ulrich Zwingli und Johannes Calvin – um nur zwei zu nennen.

Aber wie sieht es denn mit den Frauen aus? Zum Beispiel mit Katharina von Bora, der Ehefrau Martin Luthers? Heute ist ihr Todestag. Manche Anekdote und Geschichte rankt sich um das Paar Katharina und Martin. Angefangen damit, dass Martin die entlaufene Nonne Katharina eigentlich anderweitig verkuppeln und verheiraten wollte. Erst nachdem alle Versuche gescheitert waren, hat er sie selbst geehelicht. Die toughe Katharina hat den bisweilen lebensfremden Mönch Martin, geerdet! Katharina von Bora war eine „moderne“ Frau: Gebildet, geschäftstüchtig, praktisch und lebenstauglich. Sie hat mit ihrer entschlossenen Art den Professorenhaushalt, das sogenannte „Schwarze Kloster“, in Wittenberg zusammen gehalten. Sie war der „Wirtschaftsminister“ im Hause Luther. Und auch nach Martins Tod wollte sie – gegen die Gepflogenheiten ihrer Zeit- Haus und Hof weiter bewirtschaften; das war damals rechtlich kaum möglich. Doch Katharina hat sich durchgesetzt und weiterhin, auch als Witwe, Verantwortung übernommen.

Ähnlich wie Katharina tun es viele Frauen auch heute noch. Was wären unsere Gemeinden ohne die Frauen? Ohne die engagierten Presbyterinnen und Lektorinnen? Ohne die Steuerberaterinnen und Bankkauffrauen in den Finanzausschüssen? Ohne die praktisch veranlagten Organisatorinnen vor und hinter den Kulissen? Auch wenn es Männerohren nicht gerne hören: Gemeinde und Kirche Jesu Christi ist ohne die Frauen nicht denkbar! Und vergessen wir nicht: Die ersten Zeugen der Auferweckung Jesu waren Zeuginnen. Eben keine Männer, sondern Frauen! Alles in allem gibt es also gute Gründe, die Frauen im Jubiläumsjahr der Reformation nicht zu vergessen!