Beiträge

Raus aus der Routine

Bei uns zuhause sind bestimmte Abläufe fest eingeübt. Da herrscht absolute Ordnung. Morgens z. B. wissen alle genau, wann sie morgens ins Bad können und wie lange sie drin bleiben dürfen. Auch wer wann den Wocheneinkauf macht, ist klar geregelt. Genauso wie die Frage, wer die Einkäufe dann wohin räumt. Immer an dieselben Stellen. Mit verbunden Augen könnte ich die Spaghetti in der Speisekammer finden. Solche Ordnung hat ihren Sinn, keine Frage. Sie verhindert Chaos. Sie regelt den Alltag. Aber: Was passiert, wenn die Ordnung aus den Fugen gerät? – Dann kann ich nicht mehr „blind“ nach den Nudeln greifen. Sondern ich muss genau hinschauen. Überlegen, wo ich was finde.

Die Alltagsroutine kann aus ganz unterschiedlichen Anlässen durcheinander gewirbelt werden. Es muss ja nicht immer eine ernsthafte Erkrankung oder was anderes Schlimmes sein. Manchmal ist es ganz harmlos, was mich daran hindert, die üblichen Pfade zu beschreiten…

In den letzten Monaten war das bei mir so. Ich musste mit meiner Familie aus dem Pfarrhaus raus. Eine Generalsanierung stand an. Für ein paar Monate haben wir in einem Ausweichquartier gelebt. Die Veränderungen waren weitgehend absehbar und planbar. Nichts Gefährliches. Und trotzdem hat uns dieser „Ortswechsel“ ganz schön durcheinander gewirbelt. Die Ordnung war zerstört. Viele der seit jahrelang eingeübten Muster haben plötzlich nicht mehr funktioniert. Sie standen auf dem Prüfstand und mussten geändert werden. Statt der eingetretenen Wege mussten alle Beteiligte neue gehen.

Es war eine anstrengende, aber auch spannende Zeit. Denn so manche Schwachstelle in der alten Ordnung ist dabei behoben worden. Und heute denke ich: Neues hat nur eine Chance, wenn ich es auch zulasse. Im Alltag lieb gewordene Routine kann Neues blockieren. In einem Lied aus dem Evangelischen Gesangbuch heißt es: „Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist. Weil Leben heißt: sich regen, weil leben wandern heißt. Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand, sind Menschen ausgezogen in das gelobte Land.“ (EG 394,1)

Klar, es muss nicht immer gleich der komplette Ausstieg aus dem bisherigen Leben, der sinnvollen Ordnung sein.  Aber: Ein bisschen mehr Offenheit zu dem einen oder anderen neuen Weg unter Gottes Segen ist auch kein Schaden. Vielleicht fehlt mir hier und da manchmal nur der Mut? Oder das Gottvertrauen?!