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Raus aus dem Wettkampf

Schöner, größer, klüger und vor allem reicher! Es ist egal, wohin ich gucke. Überall scheint das Leben nur noch daraus zu bestehen, andere zu übertrumpfen. Es ist wie ein Wettkampf. Ein Wettkampf, der allerdings nicht unbedingt neu ist. Schon zu Jesu Zeiten ist es Menschen darum gegangen, in einem bestimmten ranking über anderen zu stehen. Die Jünger zum Beispiel haben sich mal darüber unterhalten, wer von ihnen wohl der Größte, das heißt der Beste ist.  Als Jesu das mitgekriegt hat, sagte er: „Wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht.“ Mit einem radikalen Schlag hat Jesus damit die üblichen Kategorien von oben und unten, von groß und klein auf den Kopf gestellt.

Geprägt von diesen Worten Jesu hat knapp 2000 Jahre nach dessen Tod der Theologe und Arzt Albert Schweitzer beschlossen, ein Krankenhaus in Afrika zu eröffnen. Sein Leben und seine Arbeit – beides hat er in den Dienst für kranke Menschen in Lambarene in Kamerun gestellt. Schweitzers persönliches Motto lautete: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ In diesen Worten ist kein Platz für ein ranking. Kein Raum für ein wettkampfmäßiges Streben danach, größer, besser, schöner, klüger oder reicher zu sein als andere. Albert Schweitzer hat Jesu Aufruf zum Dienen nicht als eine Einschränkung oder Erniedrigung verstanden, sondern als Eröffnung von eigentlichem Leben. Von einer Existenz, die Sinn macht, indem ich aus meinem Überfluss abgeben kann und dabei menschlich bleibe.

Wenn ich mein Leben ebenfalls in diesem Geist leben möchte, dann muss ich nicht unbedingt ein Krankenhaus in Afrika errichten oder als Wanderprediger durchs Land ziehen. Aber das Mindeste, was ich tun kann, ist die Kategorien zu hinterfragen, nach denen ich mein Leben führe und meine Mitmenschen einteile. Zwar wird es immer welche geben, die zum Beispiel mehr Geld oder mehr Macht haben als andere. Aber das Entscheidende ist, dass niemals der Wert eines Menschen davon abhängt. Keiner ist wertvoller als der andere. Und deshalb ist jeder Mensch es wert, dass ich auf ihn achte und ihn unterstütze, so gut es mir möglich ist.