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Randfigur 5: Barabbas. Der Schuldige ohne Schuld.

Wir brauchen immer einen Schuldigen. Einer muss es immer gewesen sein. Und um genau so einen geht es heute. Sein Name: Barabbas. Er ist der Räuber, den Pontius Pilatus vor dem Passa-Fest frei gibt. Auf Betreiben der aufgewiegelten Volksmenge wird Barabbas begnadigt, nicht Jesus. Barabbas kommt frei – und Jesus ans Kreuz.

Seither gilt Barabbas oft als der Schuldige: Seinetwegen sei Jesus gekreuzigt worden. Wäre Barabbas nicht gewesen, wäre Jesus begnadigt worden, er hätte nicht ans Kreuz gemusst.

Dabei übersieht man leider, dass Jesus aus Nazareth, der himmlische Sündenbock sozusagen, nach göttlichem Plan- geopfert werden musste! Denn sonst wäre Gottes Heilsplan fehlgeschlagen. Und wir müssten immer wieder neu einen Sünden-Bock finden und ein Sühne-Opfer bringen, um vor Gott bestehen zu können. Seit Jesu Tod und Auferweckung ist dieser unselige Kreislauf unterbrochen.

Also ist Barabbas gerade nicht schuld an Jesu Tod. Sondern der war geradezu „notwendig“, damit alles so kommen konnte, wie es von langer göttlicher Hand geplant war! Und trotzdem: Wir suchen auch heute in unserem Leben ganz oft einen Schuldigen. Oder zumindest einen, dem wir die Schuld in die Schuhe schieben können, um von uns abzulenken. Etwa so, wie bei Barabbas.

Insofern ist Barabbas eine Motivation für mich: Ich will schauen, wo ich Verantwortung übernehmen kann oder gar muss. Ich will mich nicht hinter irgendeiner Randfigur oder einem Sündenbock verstecken. Danke, Barabbas, für diese Einsicht.

Morgen geht es dann an dieser Stelle um einen Mann, der fast immer im Schatten seines Bruders steht. Aber ohne ihn wäre sein Bruder nie berühmt geworden. Also, bis morgen!