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Radio-Orchidee

Ein Lied, das ich zur Zeit sehr oft höre, ist Radio Orchid. Auf Deutsch Radio Orchidee. Die Band Fury in the Slaughterhouse erzählt darin die Geschichte einer alten Frau. Seit ihr Mann gestorben ist, verlässt sie das Haus nicht mehr. Sie bleibt nur noch innerhalb ihrer eigenen vier Wände. Also im Grunde so, wie viele von uns das ist den letzten Wochen auch getan haben. 

Von dem Geld, das ihr Mann ihr vererbt hat, kauft die Frau schließlich einen Radiosender und geht damit auf Sendung. Macht ihr eigenes Programm. Und das besteht zum großen Teil aus Gesprächen mit ihren Hörern. Die können bei der alten Frau anrufen und ihr alles erzählen, was ihnen auf dem Herzen liegt. Was Ihnen Angst macht, warum sie traurig sind, was ihnen Schmerzen und Kummer bereitet. 

Ich denke, wir alle sollten es – gerade in der aktuellen Zeit – genauso machen. Wir sollten das, was uns bewegt und beschäftigt nicht in uns reinfressen, sondern jemandem davon erzählen. Persönlich, per Telefon oder auch per Chat in einem Messenger. Und umgekehrt sollten wir auch ein offenes Ohr für die Menschen, die uns sagen wollen, was ihnen auf dem Herzen liegt. So, wie in dem Lied.

Für mich ist das, was die alte Frau darin macht Seelsorge im besten Sinne. Dafür braucht es nämlich nicht in erster Linie eine Pfarrerin oder einen Pfarrer. Dafür braucht es eigentlich nur Menschen.