Radfahren lernen

Vor Kurzem habe ich eine Freundin besucht. Sie arbeitet als Ärztin in Krisengebieten. In den letzten Wochen war sie niedergeschlagen: „Ich weiß gar nicht, ob ich auf Dauer wirklich etwas ändern kann. Für den einzelnen Menschen schon, aber insgesamt?“
Was sollte ich da antworten? Ich habe selbst manchmal das Gefühl, dass mein Einsatz für andere wie ein Tropfen auf den heißen Stein ist.
Während wir so ins Gespräch vertieft waren, beobachtete ich ein Mädchen auf dem Spielplatz. Es war etwa sechs Jahre alt und versuchte, Rad zu fahren. Ständig ist es hingefallen. Anstatt zu weinen und aufzugeben, stieg es immer wieder auf.
„Wow!“ habe ich zu meiner Freundin gesagt, „Das Mädchen hat ja ganz schön viel Durchhaltevermögen.“
„Guck mal, ich kann Rad fahren!“ tönte es plötzlich in unser Gespräch. Und tatsächlich: Das Mädchen konnte jetzt vom einen Ende des Spielplatzes bis an das andere Ende fahren – ohne hinzufallen.
„Super!“ haben wir gerufen und dabei geklatscht.
Die Szene auf dem Spielplatz war wie ein Geschenk des Himmels. Ich habe an den Vers in der Bibel gedacht, in dem es heißt: Lasst uns also nicht müde werden, Gutes zu tun. Es wird eine Zeit kommen, in der wir eine reiche Ernte einbringen.
Wenn wir mal wieder denken, dass Aufhören eine Option sein könnte, dann erinnern meine Freundin und ich uns gegenseitig an das Mädchen auf dem Spielplatz und an den Bibelvers.