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Pssst!

Psssst!
steht groß auf den Türen des Ruhewagens im ICE geschrieben, in dem ich gerade sitze. Im Abteil vor mir wird laut telefoniert. Im Abteil hinter mir wird gefeiert, gelacht und vermutlich getrunken. Ruhig ist es hier eher weniger. Aber während ich hier so sitze, stelle ich mir die Frage, was Ruhe eigentlich ist. Kann es überhaupt ruhig sein, in diesem Zug, voller Menschen? Kann es ruhig sein, in dieser lauten Welt? Kann ich selbst ruhig sein? Ist Stille das, was man hören kann – oder das, was man eben nicht hören kann?

Die Momente, in denen ich Ruhe habe, sind sehr selten. Der wichtigste Teil meines Jobs besteht aus Zuhören und Sprechen. Im Auto läuft immer Musik oder Radio. Zuhause wird mit meinem Freund erst einmal über unseren Tag gesprochen. Beim Sport wird Musik gehört. Beim Kaffeetrinken ein Video geschaut. Zum Einschlafen ein Podcast.

Wo sind im Alltag meine Momente der Stille? Ich finde sehr wenige. Stattdessen bin ich permanent äußeren Reizen ausgesetzt. Mein eigener Medienkonsum spielt natürlich auch eine Rolle. Vielleicht versuche ich damit zu verhindern, dass meine Gedanken zu laut werden, wenn es um mich herum leise wird.

Ich bin mir sicher, mehr Stille im Alltag würde mir guttun, wenn ich erst einmal lerne, sie auszuhalten und zuzulassen.
Bewusst Ruhe finden. Allein oder gemeinsam. In einer Meditation oder im Gebet. Mehr in mich selbst horchen und auch mal die Gedanken zulassen. Stille Momente in Gesprächen nicht als peinlich empfinden. Zum Einschlafen mal keinen Podcast anmachen. Das Handy mal zuhause lassen. Alles ganz bewusst.