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Präses Rekowski zu Kinderarmut

Anmod: Wie kann es sein, dass alle von guter Wirtschaftslage reden und trotzdem hier im Saarland jedes fünfte Kind in Armut aufwächst? Vor diesem Hintergrund hat jetzt der oberste Vertreter der Evangelischen Kirche im Rheinland Kinderhilfseinrichtungen des Diakonischen Werkes an der Saar besucht. Daniela Bubel war bei für uns mit dabei:

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2015 hat die Landesregierung den Armuts-und Reichtumsbericht für das Saarland vorgelegt. Die Zahlen sind erschreckend. 20 Prozent der Kinder unter 18 Jahren sind hier von Armut bedroht. Und was hat sich seitdem verändert? Die Wirtschaft ist im Aufschwung und die Kinderarmut ist weiter gestiegen. Ein Skandal, sagt Präses Manfred Rekowski:

“Uns ist als Evangelische Kirche sehr wichtig, dass in der Politik, im Wahlkampf, in den Koalitionsverhandlungen und auch im Alltagsgeschäft darüber nachgedacht wird, wie wir Familien und Kinder fördern können. Ich finde, es ist in unserem Land ein Skandal, […] dass trotz gut gehender Konjuktur die Zahl der Kinder die in Armut leben, dass die Zahl der Familien die in Armut leben gestiegen ist. Damit dürfen wir uns nicht abfinden. […]”

Im Saarbrücker Stadtteil Malstatt leben 60 Prozent der Kinder von Hartz IV. Bei einem Rundgang durch Malstatt konnte sich Rekowski unter anderem im Kinderbildungszentrum und im Kinderhaus ein persönliches Bild der Lage machen. Er fordert nachhaltige Maßnahmen, um die Kinder aus dem Teufelskreis der Armut zu befreien:

Rekowski: “Wenn man sich zum Beispiel die Situation hier in Malstatt anschaut und kuckt, wie die Menschen hier leben, sich erzählen lässt, wie die Situation in den Schulen ist, wie die Nachfrage nach Kindertagesstätten ist… Da merkt man, da muss in der Tat nicht nur diskutiert werden, sondern da muss gehandelt werden. Da müssen Bund, Land, Landkreis, Kommune an einem Strang ziehen. Wir brauchen da eine ganz große Koalition, dass Kinder nicht abgehängt werden. Dass Familien nicht vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden. Kinderarmut ist Familienarmut. […]”

Die Bildungsarbeit in den Kinderhilfseinrichtungen der Diakonie ist beispielhaft, sagt Rekowski. Hier wird präventiv der Lage der Kinder aus benachteiligten Familien entgegengewirkt.

Rekowski: “Also ich bin wirklich beeindruckt, wie hier die einzelnen Initiativen miteinander vernetzt sind. Wie der Einzelne, der Hilfe braucht in den Blick genommen wird. […] So ein Angebot, wie ein frühes Frühstück in der Grundschule für die Kinder, die mit hängendem Magen in die Schule kommen. Das finde ich schlicht und es hilft wirklich sehr.”

Am Ende seiner Saar-Visite hat Präses Rekowski Bilanz gezogen. „In den letzten 4 Jahren ist manches bewegt worden, aber insgesamt zu wenig“, sagt er.  Bleibt abzuwarten, wie das Thema Kinderarmut nach der Landtagswahl am Sonntag von der folgenden Regierungskoalition angegangen wird.