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Pflegenotstand

„Mit Schnupfen in die Notaufnahme?“ So lautete vor einer Woche die Überschrift eines großen Artikels in der Saarbrücker Zeitung. Demnach gehen immer mehr Menschen anscheinend auch bei grippalen Infekten, Mückenstichen oder Magenbeschwerden statt zu einem niedergelassenen Arzt direkt in die Notaufnahme des örtlichen Krankenhauses – offenbar in der Erwartung, dort optimale Versorgung in möglichst kurzer Zeit zu bekommen.

Damit ist das Notaufnahmesystem unserer Krankenversorgung logistisch und finanziell überfordert. Daher werden auch schon längst andere Notfallversorgungsformen diskutiert: z.B. der Vorschlag, die Notfallpraxis der niedergelassenen Ärzte vom Wochenende auf die ganze Woche auszudehnen. Aber in dem Verhalten der Patienten spiegelt sich auch etwas ganz Anderes: nämlich ein großes Vertrauen in unsere Krankenhäuser. Dort fühlt man sich mit seinen Beschwerden am besten aufgehoben: „Dort sitzen die Experten“.

Früher galten die Ärzte im Krankenhaus als „Halbgötter in Weiß“ – was sie ja bis heute in Fernsehserien wie „In aller Freundschaft“ immer noch sind: In jeder Episode wird mindestens ein Leben gerettet und eine Beziehung geheilt. Die Wirklichkeit sieht sehr viel nüchterner aus. Wer als Patient ins Krankenhaus geht, bekommt es mit Menschen zu tun „wie du und ich“ Die auch mal müde sind, auf Stress gereizt reagieren, Fehler machen und oft wegen Personalmangel überfordert sind. Das gilt für Ärzte wie für Pflegepersonal. Ein Patient sollte damit geduldig umgehen. Das englische Wort für Patient – „patient“ – heißt auf Deutsch auch gleichzeitig „geduldig“.

Aber Krankenhauspersonal, das von seinen Patienten zurecht eine gewisse Geduld erwartet, ist ihnen gegenüber natürlich auch in der Pflicht. Nicht nur, was die medizinische und pflegerische Leistung angeht, sondern auch den nötigen Respekt vor der Würde der Personen, die da auf sie angewiesen sind. So ist das Thema „Privatsphäre im Krankenhaus“ beispielsweise eine Grauzone – ein Raum ständiger Rechtsverletzungen. Eine gute Richtschnur für beide Seiten ist die Goldene Regel aus der Bibel: „Genau so, wie ihr behandelt werden wollt, behandelt auch die anderen!“