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Petrus, der Fels

Ihre gemeinsame Geschichte, die war schon ganz besonders.  Am See Genezareth haben sie sich kennengelernt. Er konnte ihm nicht widerstehen, seiner Aufforderung ihm zu folgen, ist er sofort nachgekommen. Hat dafür seine Familie verlassen. Seine gewohnte Umgebung, alle Sicherheiten hat er aufgegeben. Er merkte: Hier geschieht etwas ganz Besonderes. Da musste er so handeln, alles andere war zweitrangig. Sein gesamtes bisheriges Leben war auf den Kopf gestellt. Von einer auf die andere Sekunde. Aus dem Fischer Simon vom See Genezareth wurde der Menschenfischer Simon Petrus, wie Jesus ihm gesagt hat. Er war zusammen mit seinem Bruder Andreas der erste Jünger, der zur Nachfolge aufgefordert wurde. Auch das macht ihn besonders. Er war der erste, der allein auf das Wort dieses Mannes aus Nazareth vertraut hat, der wahrnahm: Jetzt ist die Zeit gekommen. Die Prophezeiungen beginnen sich zu erfüllen. Jesaja hatte es angekündigt. Er hatte viele hundert Jahre vorher geschrieben: „Uns ist ein Sohn geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß und der Friede hat kein Ende. Auf dem Thron Davids herrscht er über sein Reich; er festigt und stützt es durch Recht und Gerechtigkeit, jetzt und für alle Zeiten.“

Diese Worte Jesajas haben ganz neue Bedeutung bekommen. Für Petrus war klar: mit Jesus bricht genau dieses neue Reich an. Jetzt und für alle Zeiten. Später hat er ihm das auch gesagt: Du bist der Messias. Er hat das auf sehr unterschiedliche Art und Weise erfahren. Nicht nur ganz persönlich, als seine Schwiegermutter von Jesus fast wie durch ein Wunder vom Fieber befreit wurde. Auch in allen besonderen Situationen, die er mit wenigen Auserwählten oder ganz allein mit Jesus erlebt hat: Die Heilung der Tochter des Synagogenvorstehers oder die Verklärung Jesu auf dem Berg, wo plötzlich eine Stimme zu hören war, die über Jesus sagte: „Das ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören!“

Petrus war derjenige, der immer wieder nachgefragt hat, als Fürsprecher für alle, die Jesus folgen. Gerade in kritischen Situationen, wo man unsicher wurde, ob es richtig war, ihm zu folgen und alles zurück zu lassen.

Die besondere Stellung unter den Jüngern hat er bis zuletzt behalten. Und Jesus bestärkte diese Rolle mit den Worten: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen.“

Doch dann kam diese Woche vor fast 2000 Jahren. Der Fels Petrus war bereits vorher schon mehrmals ins Wanken geraten. Jesus hatte ihn getadelt aufgrund seines mangelnden Vertrauens. Er hatte ihn sogar zornig angefahren, weil Petrus seine Leidensankündigung nicht wahrhaben wollte. Dennoch war er der Jünger, den Jesus weiterhin in besonderer Weise behandelte. Auch als er zuletzt im Garten Gethsemane beten wollte. Da hat er neben Jakobus und Johannes eben wieder einmal Petrus darum gebeten, ihn in dieser schwierigen Stunde zu begleiten. Ihn nicht allein zu lassen, sondern mit ihm zu wachen und zu beten. Und auch hier hat Petrus versagt: Er ist eingeschlafen.

Petrus, der Fels, auf den Jesus seine Gemeinde bauen will. Er war kein Superheld, er war kein Vorbild und Jesus hat das sehr genau gewusst. Als Jesus ihm nach dem letzten gemeinsamen Mahl angekündigt hat, dass Petrus ihn in Kürze verleugnen wird, da hat Petrus alles energisch zurückgewiesen. Es war ja auch ungeheuerlich, undenkbar. „Ich werde immer zu dir stehen. Egal, was geschieht“, hat Petrus versprochen. Und es nicht gehalten. Er hat ihn verleugnet. Dreimal, ehe der Hahn krähte.

Petrus war Mensch, so wie wir alle. Mit seiner Euphorie, mit seinen Ängsten. Mit seinen Fehlern. Er hat vieles bewirkt in seinem Leben. Bis dahin, dass er schließlich doch zum Aufbau der Gemeinde beigetragen hat. Und warum? Weil Jesus ihm doch immer wieder vertraut hat. Ihm immer wieder eine neue Chance gab. Und Petrus so bestätigte: Hier geschieht wirklich etwas ganz Besonderes.