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Orientierung?!

Ich bin ja in manchen Dingen ein – wie soll ich sagen? – altertümlicher Typ. Ich orientiere mich im Auto zum Beispiel immer noch ohne Navi. Ich fahre nach Karten und Schildern. Ich finde gerne selbst meinen Weg. Das kann aber mitunter schwierig werden.  Auf einer Radtour mit meinem Sohn habe ich das mal erlebt. Da sind wir vertrauensselig einem Schild gefolgt, um dann nach vier Kilometern festzustellen, dass der Weg in einer unüberwindlichen Sackgasse endete. Kein Weiterkommen möglich. Dann hieß es umkehren und sich anhand der Karte neu orientieren.

Auch im Leben ist es nicht immer einfach, sich zu orientieren. Welchen Überzeugungen soll ich folgen? Biblischen? Buddhistischen? Humanistischen? Und wenn ich mich für eine Überzeugung entschieden habe, dann heißt das nicht, dass es immer leicht ist sich damit zu orientieren. Jesus zum Beispiel sagt an einer Stelle: Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. (Lk 14,26) Aber an anderer Stelle betont er, dass das Gebot der Nächstenliebe zentral ist. (Lk 10,27)

Einmal soll ich meine Nächsten, das heißt auch meine Familie, lieben. Ein anderes Mal aber gerade diese hassen. Jesu Worte scheinen in ganz entgegengesetzte Richtungen zu weisen. Welchem Wort soll ich also folgen? Ich muss es selbst entscheiden. Und meine Entscheidung ist, dass die Liebe zu meiner Familie und die Nachfolge Jesu zusammengehören müssen. Doch auch wenn diese grobe Peilung der Richtung stimmt, heißt das nicht, dass ich mich nicht auch hier und da mal in einer Sackgasse wiederfinde und umdrehen muss.

Letztlich bleibt es eine Lebensaufgabe, sich zu orientieren. Ich muss immer wieder einen aus vielen verschiedenen Wegen auswählen. Eine Sicherheit dafür, dass es der richtige Weg ist, gibt es nicht. Aber meine Erfahrungen aus dem Urlaub machen mir Hoffnung, dass ich im Leben auch den richtigen Weg finden werde. Und wenn die Suche mal wieder ein bisschen dauert, dann tröstet mich ein weiterer Satz Jesu: Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an das Ende der Welt (Mt 28,20b)