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Nur eine Woche

Eine Woche im Leben eines Menschen: Was kann da alles passieren?  Bei Jesus war diese eine Woche gefüllt bis zum Rand. Seine Begleiter konnten das gar nicht fassen. Für sie wurde das erst verständlich als alles vorbei war. Erst in der Rückschau haben sie es begriffen.

Was haben sie da gesehen? Den Jubel zum Beispiel. Die Hosianna-Rufe. „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!“ Ja, es hat genau so angefangen, wie sie es erwartet hatten. Wie sie es gewünscht haben: „Alle erkennen endlich, wer da auftritt. Dass er das Reich Gottes, die Herrlichkeit Gottes aller Welt vor Augen führt.“ Und sie waren seine engsten Begleiter. Sie waren von Anfang an dabei. Hatten schon alle wundersamen Ereignisse miterlebt. Dinge, die niemand verstanden hat.

Kranke wurden gesund, Blinde konnten wieder sehen, Gelähmte sind aufgestanden, Tausende wurden satt mit nur ganz wenigen Nahrungsmitteln. Es hatte für alle gereicht.  Und es wurden alle angesprochen.

Jesus hatte Tabus gebrochen. Hatte Kinder ins Zentrum des Interesses gerückt und gesagt: „Werdet wie sie“, sagte er, „denn solchen gehört das Reich Gottes.“

Maria hatte er biblische Worte ausgelegt, gegen den Widerspruch ihrer Schwester Martha. Die hatte ein ganz anderes Rollenverständnis vor Augen. Ihr hatte Jesus erklärt, weshalb Maria zu Recht davon abweichen wollte: „Martha“, sagte er, „du bist wegen so vielem in Sorge und Unruhe, aber notwendig ist nur eines. Maria, deine Schwester hat das Bessere gewählt, nämlich mir zuzuhören, und das soll ihr nicht genommen werden.“
Außerdem hatte Jesus sich mit den Ausgestoßenen der damaligen Gesellschaft getroffen, sich ihnen zugewandt. Noch so ein Tabu, das er gebrochen hatte.

Mit diesen Erlebnissen und ganz neuen Erfahrungen waren Jesus und seine Begleiter irgendwann in Jerusalem angekommen. Der Stadt, die jeder jüdische Mensch gesehen haben musste. Wo der Glaube eine ganz besondere Ausprägung fand. Wo der Tempel stand. Das Hauptheiligtum.

Wo sonst als in Jerusalem konnte Jesus besser zum Ausdruck bringen, was der Wille Gottes ist? Dass die neue Zeit angebrochen ist. Und nun alles anders wird, alles richtig wird. Wo sonst als hier in Jerusalem?

Der Einzug war schon mal triumphal, von begeistertem Jubel begleitet. Aber genau hier mögen dem einen oder der anderen schon leichte Zweifel gekommen sein. Begeisterter Jubel, ja. Aber für einen, der – auf einem Esel reitend – daherkommt?? War das nicht auch lächerlich, peinlich geradezu?

Und dann, nach dem Einzug? Da gab es dann statt Ehrerbietung und Bewunderung Auseinandersetzung und Zurückweisung. Und Jesus hat nicht durch weitere Wunder geglänzt, sondern immer deutlicher vom Ende gesprochen, auch seines eigenen Lebens. Lange haben die Begleiter das verdrängt. Erst im Rückblick wurde es ihnen bewusst.

Ausgerechnet in Jerusalem. Wo der Tempel stand, das Hauptheiligtum. Wohin man pilgerte, um Gott ganz nah zu sein. Ausgerechnet hier hat Jesus aus zu einem viel beachteten Rundumschlag ausgeholt. „Ihr habt diesen Tempel“, schreit er die Händler im Tempel an, „Ihr habt dieses Heiligtum, Ihr habt das Haus Gottes, wo Menschen hinkommen, um zu beten. Ihr habt dieses Haus zu einer Räuberhöhle gemacht!“  Hier in Jerusalem. Ausgerechnet hier hat er ihnen gezeigt, was alles ihren Glauben inzwischen überlagert.

Ich persönlich mache mir nichts vor: Die Fragen, die in dieser Woche aufgeworfen werden. Die Antworten Jesu. Sie lassen auch mich bis heute nicht unberührt, sind auch an mich gerichtet. Es ist gut, darüber nachzudenken und zugleich Ostern vor Augen zu haben.