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Nikolaus und Prostitution

Heute, am Nikolaus-Tag, werden die Legenden wieder lebendig, die sich um den Bischof von Myra ranken. Der hat im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei gewirkt und zahlreichen Menschen aus Not geholfen. Als junger Mann wurde er bereits Bischof. Nachdem seine Eltern bald darauf gestorben sind, erbte er ihr Vermögen. Dieses hat er an die Armen verteilt. So erzählt eine der Legenden von der verzweifelten Lage eines Mannes mit drei Töchtern im heiratsfähigen Alter. Da er zu arm war, um ihnen die Mitgift zu zahlen, blieb ihm nur noch, sie in die Sklaverei, in die Prostitution zu verkaufen. Davon hat Nikolaus erfahren und heimlich in der Nacht Geld geworfen durchs Fenster des Mannes. So hat er verhindert, dass der Vater seine Töchter in die Prostitution verkaufen musste.

Wir wissen: Legenden bieten viel Erzählstoff, schmücken das Wirken von Menschen aus, zeigen auf, warum solche Frauen und Männer bis heute in der katholischen Kirche als Heilige verehrt werden. Legenden haben auch immer einen wahren Kern. In der Legende von Nikolaus und den Töchtern eine schmerzliche und bis heute skandalöse Wahrheit: dass sich Menschen aus Armut prostituieren müssen.

Erst vor wenigen Tagen hat das Statistische Bundesamt dazu Zahlen veröffentlicht: Im letzten Jahr waren in Deutschland 32800 Menschen gemeldet, die offiziell der Prostitution nachgingen, mehr als 26600 Prostituierte kamen aus dem Ausland – darunter sehr viele aus Rumänien, aus einem der ärmsten Länder Europas.

Wirtschaftliche Not und Elend gehören immer noch zu den Hauptgründen, warum Menschen sich prostituieren müssen, um so für sich und ihre Familien das Überleben zu sichern. Nikolaus machte schon damals darauf aufmerksam und hat was dagegen getan. Und daran, dass wir solche Ursachen bekämpfen müssen, hat sich bis heute nichts geändert.