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Nicht wie alle Jahre wieder

24. September 2020 – in genau drei Monaten ist Heiligabend, so wie alle Jahre wieder. Nur – dieses Jahr wird Weihnachten nicht sein, wie alle Jahre wieder.

Dicht gedrängt auf dem St. Johanner Markt zusammenstehen, den Glühweinbecher in der Hand? Beim Krippenspiel ein bisschen näher rücken in der Kirchenbank? Zwischen den Jahren die Großeltern besuchen? Schwierig. Wer kann heute sagen, welcher Weihnachtsbrauch gewagt werden darf, und welcher nicht?

Dabei ist Weihnachten doch das Fest der Wiederholung, der kleinen Rituale. Fast jeder Mensch, fast jede Familie folgt alle Jahre wieder ganz bestimmten eigenen Traditionen. Singen im Advent. Ein Festmahl am großen Tisch zum ersten Weihnachtstag. Meinetwegen auch der Heilig-Morgen in Saarlouis.

In dieser Wiederholung Jahr für Jahr wohnt das Gefühl, zusammen zu gehören, wohnt ein Trost und wohl auch ein Segen. Für mich besonders in der Wiederholung der Weihnachtsgeschichte. Die immergleichen Worte sagen mir: Du bist noch da, und Gottes Sohn ist auch noch da, trotz allem, was geschehen ist in diesem Jahr.

Nun durchkreuzt das Virus manche Pläne und vielleicht ist man gut beraten, frühzeitig zu überlegen, diesen oder jenen Brauch durch etwas Neues zu ersetzen. Vor allem aber durchkreuzt das Virus unser Leben. Das macht es ja schon, seitdem wir uns mit ihm herumschlagen, für manche ganz existenziell. An so vielen Stellen sind wir herausgefordert, aufzubrechen und alte Wege zu verlassen. Neues zu wagen.

Vom Aufbruch, und gar nicht so sehr von Wiederholung, erzählt allerdings gerade die Weihnachtsgeschichte. Maria und Josef brechen auf nach Bethlehem, die Hirten brechen auf zum Stall, und die Welt….  Ihr Gang wird aufgebrochen durch die Geburt dieses besonderen Kindes: Jesus Christus. Gott durchkreuzt den Lauf der Welt mit einer, wie der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch einst formuliert hat, ansteckenden Gesundheit, der Nachricht, dass Liebe stärker ist als alle Angst vor der Zukunft. Gottes Aufbruch mit uns Menschen ist, neudeutsch gesagt, viral gegangen und hat ungezählten Menschen ihren ganz privaten Aufbruch in einen neuen Tag ermöglicht zu allen Zeiten und auch in aussichtsloser Lage.

In drei Monaten ist wieder Weihnachten, so wie alle Jahre, aber Gott sei Dank, vielleicht nicht wie alle Jahre wieder.

 

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