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Nicht selbstverständlich

Seit fast 22 Jahren lebe ich Deutschland. Immer habe ich mich in dieser Zeit frei bewegen können. Wo ich hinwollte, da bin ich auch hingegangen. Bei einer Reise nach Südafrika habe ich kürzlich jedoch eine ganz andere Erfahrung gemacht. Da war es gar nicht selbstverständlich, nachts noch draußen unterwegs zu sein. Es ist nämlich einfach nicht sicher.

Bereits am ersten Abend habe ich mich deshalb in meiner Freiheit eingeschränkt gefühlt. In Deutschland ist es für mich selbstverständlich, abends Freunde zu treffen und auch nachts noch alleine auf der Straße unterwegs sein zu können. In Südafrika habe ich meine Abende dagegen im Hotel verbracht und ich habe gemerkt, wie sehr mich das stört. Denn die Möglichkeit zu haben, sich zu jeder Zeit sicher auf der Straße bewegen zu können, ist in meinen Augen ein elementares Grundrecht. Sie ist ein Stück Freiheit.

Der Kampf für Freiheit ist ein biblisches Thema. Das Alte Testament erzählt, wie das Volk Israel von Gott aus der Sklaverei in Ägypten befreit wird. Vierzig Jahre wandern die Israeliten durch die Wüste, um schließlich frei in ihrem Land leben zu können. Für mich heißt das: Freiheit ist nicht selbstverständlich, sondern oft das Ziel eines langen Wegs mit vielen Hindernissen.

Nach dem Ende der Apartheid vor über 20 Jahren befindet sich Südafrika immer noch in einem großen Wandlungsprozess. Der braucht Zeit und Kraft. Ich hoffe sehr, dass die Menschen dort genug davon aufbringen können.

Deutschland ist in puncto Freiheit sehr viel weiter als Südafrika. Dafür bin ich dankbar, denn auch unsere Freiheit hier ist gar nicht so selbstverständlich, wie wir vielleicht denken.