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Nicht mal gegrüßt

Mein Bekannter gibt sich sehr reserviert, als wir uns beim Einkaufen zufällig über den Weg laufen. Is was? frage ich. Nein, nein, wiegelt er ab. Aber wie er es sagt, das lässt ganz deutlich erkennen, dass ihm doch eine Laus über die Leber gelaufen ist. Und als ich dann noch etwas nachbohre, erfahre ich, was mir vorzuwerfen ist: Vorgestern sind wir uns auf der Straße begegnet. Du bist an mir vorbei gegangen und hast mich nicht mal gegrüßt! Nicht gegrüßt? Wieso sollte ich ihn heute grüßen und vorgestern nicht? Einen Sinn kann ich nicht erkennen.

Nach und nach erfahre ich dann, wie und wo das passiert sein soll. Ja, dort war ich um die Zeit. Aber ich habe ihn nicht gesehen. Ehrlich! Und dann kommt mir eine Gegenfrage in den Sinn, auf die er nicht gefasst ist: Sag mal, auf jeden Fall hast du aber doch mich gesehen. Warum hast du mich nicht gegrüßt? Dann wäre doch alles an Ort und Stelle in Ordnung gewesen. Die Antwort? Na ja, auf die warte ich heute noch. Trotzdem frage ich mich: Was veranlasst Menschen, lieber aus Kleinigkeiten große Probleme zu machen, statt sie mit geringer Mühe aus der Welt zu schaffen? Und das nicht nur bei solchen banalen Geschichtchen, sondern auch da, wo es um etwas Wesentliches geht?

Jesus sagt in der Bergpredigt: Warum kümmerst du dich um den Splitter im Auge deines Bruders oder deiner Schwester und bemerkst nicht den Balken in deinem eigenen? Scheinheilig bist du! Zieh doch erst den Balken aus deinem eigenen Auge, dann kannst du dich um den Splitter in einem anderen Auge kümmern!« Die eigenen Fehler mit Vorrang zu beheben, ist vernünftig. Und anderen mit Nachsicht begegnen, das ist sicher nur selten falsch.