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Nebenherlaufen

„Manchmal fehlt mir so das Alltägliche!“ Sie ist 91 Jahre alt. Hilfe braucht sie wenig, aber das wonach sie sich sehnt, ist das ganz normale Gespräch. Sie will nicht über das Altsein oder den Tod sprechen, sondern über neue Witze lachen und sich wie früher über nervige Kollegen ärgern. Nicht mehr so nebenherlaufen, das wünscht sie sich.

„Ich möchte ja auch mal mit jemand anderem sprechen als mit meinem Gott“

„Ist Gott etwa kein guter Gesprächspartner“, frage ich.

„Doch“ sagt sie, „hin und wieder mal bekomme ich so etwas ähnliches wie eine Antwort. Dann ist es fast so, als würde Gott hier bei mir sitzen und mit mir einen Kaffee trinken.“

Ich staune, diese alte Dame macht wohl regelmäßig einen Kaffeeklatsch mit ihrem Schöpfer, quatscht über dies und das, lästert über den Nachbarn, vielleicht erzählt sie sogar einen schmutzigen Witz.

Ich merke, dass ich sie beneide, beneide um eine solch natürliche Beziehung zu Gott. Im Alltag. Und ich nehme mir vor, das einfach auch mal auszuprobieren: Keine großen und schweren Worte mit Gott zu wechseln, sondern einfach zu erzählen, was ich so erlebe. Bei einer Tasse Kaffee.

Und bald gehe ich sie wieder besuchen, bis dahin kenne ich dann auch einen neuen Witz, den sie Gott weiter erzählen kann.